Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Dienstag, 30. August 2011

Deutliche Verbesserung der Nachrichtenlage!

Nach meinem letzten Kardiologenbesuch im April war ich ziemlich niedergeschlagen. Das hatte mehrere Ursachen: zum einen war das ziemlich überraschend gewesen, denn ich fühlte mich nicht schlecht, im Gegenteil: ich war recht fit und entwickelte mich sportlich weiter. Der lapidare Marathonverbot war schon für sich ein Schlag, den ich verdauen mußte, schließlich hatte ich mir dieses Ziel für 2011 vorgenommen. Zum anderen war die Diagnose an sich schon beunruhigend, denn sie bedeutete eine weitere Herz-OP mit allen Implikationen. Ich hatte schon schwer mit der ersten zu kämpfen gehabt, und die Aussicht, daß es diesmal schlimmer sein würde, war schon sehr entmutigend. Zudem war es eine ziemlich plötzliche Verschlechterung, was bedeutete, daß die Zeit ein wenig drängte.

Ich spielte in Gedanken einige Optionen durch, vom völligen Ignorieren der Lage über die vorsichtige sportliche Aktivität zur Vorbereitung auf die anstehende OP bis hin zum Kardiologenwechsel. Zunächst hatte ich ein Einsehen und versuchte mich vom Kölner Marathon abzumelden, zu dem ich mich unglücklicherweise ein paar Wochen vor der Untersuchnung angemeldet hatte. Das klappte aber nicht, denn die Orga hatte eine kostenpflichtige Rücktrittsversicherung angeboten, die ich aber nicht mitbestellt hatte: ich fühlte mich ja fit genug. Das hieße also, bei Nichtteilnahme die 70 Euro abzuschreiben.

Das gab mir den Anstoß: ich wollte anfangen, für den Marathon zu trainieren. Das wäre schon etwas verrückt, wenn ich denn tatsächlich so krank gewesen wäre, also mußte ich mich davor eingehend untersuchen lassen. Ich wußte auch schon wo: die Uniklinik, bei der ich 2005 operiert worden war, hatte ja alle meine Daten. Auch ein paar Nachuntersuchungen hatten dort stattgefunden, die letzte sogar 2010, und zwar mit einem sehr positiven Befund. Wenn es also eine solch dramatische Verschlechterung gegeben hatte, dann würde sie in einer neuen Untersuchung ebenfalls zutage treten, und ich wüßte Bescheid. Aber meine Hoffnung war natürlich, daß die Sorgen zerstreut werden würden.

Das klingt schon etwas verrückt: der Arzt verbietet dir den Marathon, also wechselst du den Arzt. Aber es war ja nicht nur der Sport, der hier in Frage gestellt war, sondern vor allem meine nähere Zukunft, die womöglich ganz anders als geplant verlaufen würde: OP, Rehaklinik, Umzug (ich wohne im vierten Stock eines Altbaus ohne Fahrstuhl). Ich mußte einfach klären, ob es diese große Verschlechterung wirklich gab, oder ob es eine Frage der Einschätzung seitens des Arztes war, d.h. er sah die gleichen Daten, wertete sie aber anders als sein Vorgänger, von dem er die Praxis übernommen hatte.

Bei der Uniklinik bekam ich einen Termin relativ spät, und der war gestern. Bis dahin trainierte ich für den Marathon mit dem besonderen Augenmerk darauf, mich nicht zu überanstrengen. Es bestand ja durchaus die Möglichkeit, daß ich mich in Gefahr brachte. Ich machte auch ein paar Wettkämpfe mit, wobei ich immer mein Handy dabeihatte und einen Zettel mit Notfallnummern und Hinweise für eventuelle Rettungssanitäter mitführte. Es passierte aber nichts.

Warum auch! Die Untersuchung gestern ergab, daß ich mit meinem Körpergefühl gar nicht so falsch lag. Meine Klappenverengung ist unstreitig da, aber das war schon letztes Jahr so gewesen, ohne daß es eine Gefahr bedeutet hätte. Ich habe den untersuchenden Ärzten mein Anliegen erklärt, daß ich den Unterschied zwischen dem Vorjahresbefund und dem von diesem Jahr überprüfen lassen wollte. Von ihnen wurde ich sehr gewissenhaft untersucht, denn es ist auch klar, dass kein Arzt gerne eine Freigabe für den Marathonlauf abgibt, wenn sein Kollege zuvor ein kategorisches Verbot ausgesprochen hat (auch im Hinblick auf juristische Implikationen, wenn es schiefgeht und der Patient zusammenbricht). Das Ergebnis aber war sehr beruhigend: mein Herz funktioniert den Umständen entsprechend sehr gut, es reagiert auch auf Belastung ohne Probleme, und die fragliche Klappenverengung ist nicht weiter vorangeschritten.

Noch habe ich den Bericht nicht schriftlich, weil der verantwortliche Arzt sich erst mit Kollegen besprechen wollte, evtl. auch Rücksprache mit meinem Kardiologen halten möchte, sich in Ruhe alle gespeicherten Daten aus meinen vorherigen Untersuchungen durchlesen wird (und vielleicht auch rechtlichen Rat einholen, warum auch nicht). Aber sein mündlicher Rat war sehr ermunternd: ich darf einfach weitermachen wie bisher, ich soll ruhig auch den Marathon im Oktober laufen - aus seiner medizinischen Sicht spricht nichts dagegen.

Mir fiel buchstäblich ein Stein vom Herzen. Ich bin froh, daß ich so ein Dickkopf bin! Und gleichzeitig bin ich ziemlich sauer auf meinen Kardiologen. Beim Smalltalk bei der Untersuchung hatte er mir nebenbei erzählt, er hätte mit der übernommenen Praxis zuviele Patienten, was wegen der Gesundheitsreform viel Arbeit, aber kaum Einnahmen bringt.

Es wird ihn sicher freuen, daß er jetzt einen Patienten weniger haben wird.