Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Sonntag, 12. August 2012

Besserung in Sicht

Von Donnerstag auf Freitag habe ich wieder ein Langzeit-EKG umgehängt bekommen. Es sollte überprüft werden, ob das neue Medikament gut wirkt. Ich hatte ein gutes Gefühl; in den letzten Wochen war ich oft laufen gewesen und hatte es gut vertragen. Am Freitag dann die Besprechung mit dem Kardiologen. Da waren ein paar Extrasystolen drin gewesen, und der Ruhepuls war auf 39 runtergegangen, aber das Ergebnis war um Längen besser als vor 5 Wochen. Der Kardiologe war angenehm überrascht und bezeichnete das Ergebnis als perfekt. Yeah! Mir geht es wieder gut.

Wir besprachen das weitere Vorgehen (Medikation natürlich beibehalten, Kontrollen halbjährlich). Ich erzählte von meinen Marathonplänen, und er war etwas irritiert, daß das jemand gerne machen möchte, meinte aber: Wenn Ihnen der Kram soviel Spaß macht, warum nicht! Solange Sie den Marathon nicht unter 3 Stunden laufen, dürfte das kein Problem sein. Ich versicherte ihm, das sei bei mir nicht zu befürchten. Ich bekam die Warnung mitgegeben, daß die chronotrope Inkompetenz ja auch unter dem neuen Medikament auftreten werde, weil es seiner Bestimmung nach die höheren Herzfrequenzbereiche unterdrückt - ich laufe sozusagen mit einer Motordrosselung. Ein bißchen Atemnot wird also schon mal auftreten, aber ich soll mich davon nicht erschrecken lassen.

Sehr fein! Ich hatte ja vorsorglich schon mit dem Trainingsplan begonnen, und die Wochen davor konnte ich mich langsam an die Umfänge herantasten, die mir mein Plan vorgibt. Es ist einer der Pläne von Jens Karraß, der sie auf der Achim-Achilles-Website veröffentlicht hatte; die gibt es dort leider nicht mehr, seitdem sich die beiden verkracht haben. Aber mit meinem hatte ich mich letztes Jahr für den Köln-Marathon vorbereitet, und ich denke, der wird es schon tun. Es ist ein 4-Stunden-Plan, aber ich weiß noch nicht, ob ich das so angehen werde. Ich werde versuchen, den Plan umzusetzen, und nach etwa 8 Wochen werde ich es wissen.

Der Plan hat es erst mal in sich. Nach dem ersten Tag (Pause) war gleich ein Tempodauerlauf dran, und ich hatte richtig dran zu knabbern. Danach gab es zwei ruhige Einheiten, eine kurze und eine längere. Nach einer Pause sollte ein kleines Intervalltraining drankommen und heute etwa 20 km Dauerlauf. Aus organisatorischen Gründen habe ich den langen Lauf schon gestern gemacht und dafür die Intervalle heute.

Das war aus drei Gründen nicht so gut: erstens, aus den 20 km wurden 25, weil ich mit den Jungs vom #twitterlauftreff unterwegs war. Zweitens, es ist wohl besser, eine schnelle Einheit gefolgt von einer langsamen langen zu machen, als umgekehrt - der lange Lauf steckte mir heute schon in den Beinen. Und drittens: das Wetter heute war eher weniger geeignet. Leider konnte ich nicht früh los (ich mußte unbedingt ausschlafen, nachdem ich meine Tochter gestern mitten in der Nacht am Flughafen Frankfurt-Hanh abholen mußte), und heute Abend wollten wir essen gehen. Also doch mitten am Tag.

Alles in allem war das trotzdem erfolgreich. Die vorgegebenen 3 Intervalle habe ich fast so schnell wie vorgegeben machen können. Insgesamt habe ich fast 72 km in dieser Woche geschafft, ich bin ganz stolz, und auch gleichzeitig froh, daß morgen wieder Pausentag ist. Und diese Woche wird auch nicht soviel gerannt!

Montag, 6. August 2012

Kleiner Schuhvergleich

In den letzten Wochen / Monaten habe ich, soweit ich konnte, angefangen, mehr und mehr barfuß oder mit Minimalschuhen zu laufen. Am Anfang habe ich das sehr stark gespürt, zum Teil auch schmerzhaft: ich habe zu plötzlich zuviel gemacht.


Angefangen hatte das schon im letzten Jahr. Damals erzählte mir meine Freundin, die erklärte Natural-Running-Anhängerin ist, daß sie Beachwalkers für den Lauf-ABC benutzte, eine superminimalistische Konstruktion, bestehend aus einer dünnen Gummisohle und etwas Neopren für den Halt - im Prinzip ja schon barfuß, nur mit dem Schutz des Gummis gegen scharfe Kanten, Scherben oder Steine, die sich evtl. auf dem Boden befinden. Die sehen nicht aus wie Laufschuhe und sind eigentlich als Badeschuhe für den Strand o.ä. vorgesehen.


Ich hörte ihr damals nicht richtig zu, weil ich nicht wirklich auf der Suche war, willigte aber ein, die mal kurz anzuprobieren. Im Frankfurter Laufshop waren sie auch vorrätig, und da sie wenig Geld kosten, habe ich sie mir besorgt. In der Folgezeit las ich immer wieder darüber, wie vorteilhaft es sei, ab und zu barfuß zu laufen, also beschloß ich, es mal zu testen. Ich zog also die Dinger an und lief damit meine gewohnte 10-km-Strecke.


Es war ein ganz eigenartiges Gefühl. Ich merkte, daß ich ganz anders lief. Zunächst einmal spürte ich jede kleinste Bodenunebenheit, jeden Stein, einfach alles. Dadurch war ich gar nicht entspannt, sondern mußte hochkonzentriert laufen, quasi jeden Schritt mit Bedacht vor den anderen setzen. Es ergab sich fast automatisch, daß ich mit dem Vorderfuß lief, weil alles andere einfach weh tat: mit der Ferse aufkommen war gar sehr unangenehm, nur der Vorderfuß schien die Kraft zu haben, die Schritte abzufedern. Dadurch wurde auch die Schrittlänge kürzer, und ich lief fast automatisch etwas schneller.


Das böse Erwachen kam kurz nach dem Lauf und vor allem am Tag danach. Meine Güte hatte ich einen Muskelkater! Und zwar waren beide Waden, vor allem der untere Teil, total überreizt und taten richtig weh. Offensichtlich hatte ich es mit der Belastung übertrieben. Erst da beschäftigte ich mich mehr mit dem Thema Barfußlaufen und erfuhr, daß man sehr langsam damit anfangen muß, die Strecke sollte maximal 2 km lang sein. Nun gut. Ich brauchte einige Tage, um mich davon zu erholen, und verspürte nicht unbedingt das Bedürfnis, das weiter zu vertiefen.


Nach und nach las ich doch mehr über das Thema. Spätestens nach dem wunderbaren Buch "Born to Run" von Christopher McDougall wollte ich unbedingt barfuß laufen. Ich startete wieder mit den Beachwalkers, wechselte aber häufig die Schuhe, um die Fußmuskulatur nicht auf einen bestimmten Schuh(-typ) einzustellen. Mittlerweile ist es so, daß ich mit den Beachwalkers problemlos 10 bis 12 km laufen kann, und ich meine, das hat mir viel gebracht. Das Problem ist nur, daß ich meine alten Neutralschuhe mittlerweile als zu weich empfinde. Also habe ich in letzter Zeit einige Schuhe ausprobiert.


1. Nike Free 3 ("Old Style")
Diese Schuhe habe ich schon früher sehr gern getragen, allerdings selten zum Laufen. Wie auch etliche andere habe ich sie von meiner Freundin bekommen, die sie für sich gekauft hatte und damit nicht klar kam. Nach meinen Barfußversuchen ist dieser Schuh zu meinem Liebling mutiert, er ist bequem, er ist vorne breit, so daß ich keine Druckstellen bekomme, er ist leicht, und er ist, trotz seiner dünnen Sohle, relativ weich. Mit dem laufe ich gern bis zu 20 km, wobei ich die Waden danach schon spüre.
"Old Style" übrigens deswegen, weil Nike mittlerweile neuere Versionen davon entwickelt hat. Jedesmal, wenn ich damit bei einem Laden aufkreuze, werde ich milde belächelt: Ach, sie haben ja noch den Free Old Style!


2. Nike Free Run +3
Diesen habe ich beim mycityrun probieren dürfen. Der Frankfurter Laufshop sponsert da mit und hat meist einige Paare da, die man anprobieren darf. Ich war davon überzeugt, daß dieser Schuh mir genauso gut gefallen würde wie mein alter, allerdings: er ist vorne etwas schmaler (oder mein alter Schuh ist ausgeleiert, kann auch sein!), und ich bekam eine leichte Druckstelle jeweils am kleinen Zeh. Ansonsten ein sehr schöner, leichter, Bodenkontakt vermittelnder Minimalschuh.


3. Brooks Pure Cadence
Dieser Schuh gehört zum Pure Project, einer Minimalschuh-Reihe von Brooks. Ich habe den mir von meiner Freundin ausgeliehen, habe also die Damenversion getestet. Macht nichts, denn ich habe kleine und schmale Füße, quasi Damenfüße. Der Cadence ist, wenn ich das richtig verstehe, das Einstiegsmodell, also sozusagen der am wenigsten "Pure" der Pure-Reihe. Ich fand den sehr angenehm zu tragen, allerdings war der vom Gefühl her schon weiter weg vom Boden, man spürte nicht "alles", sondern nur "einiges". Ich hatte auch hier ein paar Druckstellen vorne, womöglich hätte die Männervariante doch besser zu mir gepaßt.
Dazu kam aber das NavBand, eine unterstützende Verstärkung über den Spann. Mir hat sie nicht so gut gefallen, und ich konnte gut nachvollziehen, daß man auf die Idee kommt, dieses Band zu entfernen.
Nach zweimal 12 und einmal 17 Kilometern würde ich sagen: OK, aber unbedingt haben müßte ich den Schuh nicht.


4. Nike LunarGlide+ 4
Den Schuh habe ich auch beim mycityrun getestet (ehrlicherweise muß ich sagen, ich weiß gar nicht, ob ich die Premium oder die Normalvariante hatte, aber soviel ich weiß, unterscheiden sie sich nur optisch voneinander). Er wird ja als besonders weich und flexibel gepriesen, und das war er auch. Ich fühlte mich damit aber nicht wohl: ich hatte eher das Gefühl, daß ich bei jedem Schritt in den Schuh versinke, also sozusagen gegen den Schuh arbeiten muß, um ordentlich voranzukommen. Darüber hinaus störte mich eine etwas ausgeprägte Pronationsstütze, und zwar so, daß ich eine dicke Blase davon bekam. Gut: an dem Tag hatte ich keine Laufsocken mit und lief deswegen barfuß in dem Schuh. Fazit trotzdem: nichts für mich!


5. Saucony ProGrid Jazz 13
Mein Lieblingsschuh, bevor ich mit dem Nike Free anfinig. Auch heute noch sehr angenehm zu tragen. Das ist für mich ein Neutralschuh im besten Sinn: ich kann ihn anziehen und gleich vergessen. Ich laufe und laufe und laufe, und das immer gern. Den Köln Marathon im letzten jahr habe ich damit erfolgreich gefinisht.


6. New Balance MR751
Das ist mein altgedienter Neutralschuh. Bevor ich mir den Jazz kaufte, habe ich gedacht, es gibt nichts Angenehmeres. Auch der ein Schuh zum Anziehen und vergessen, wobei er durch seine Form ein bißchen dazu verleitet, etwas schneller zu laufen. Nicht immer ist das erwünscht, aber ich trage ihn heute noch gern bei 10-km-Wettkämpfen. Der hat schon über 800 km auf dem Buckel, und ich dachte, er wäre fällig, aber als ich ihn im Laufladen vorgeführt habe, meinte der Verkäufer, er sei noch gut. Großes Lob dafür an die Jungs vom Frankfurter Laufshop, denn sie hätten mir kommentarlos einen anderen verkaufen können.
Diesen Schuh trage ich nur noch selten.


7. Brooks Ghost 4
Auch den habe ich mir von meiner Freundin ausgeliehen. Ich habe ihn nur für einen 12-km-Lauf getragen. Auch hier fiel mir die Pronationsstütze negativ auf. Der Schuh war ansonsten angenehm weich und relativ leicht. Dennoch kein Schuh, den ich unbedingt haben müßte.


8. Inov Road-X 238
Auch diesen Schuh habe ich von meiner Freundin geerbt, daher die Damengröße. Der Schuh war für sie untragbar, und auch mir zeigte er sich sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe ihn schlicht nicht verstanden. Er ist sehr hart, wenn man auf Asphalt läuft (das tue ich meistens), dabei ist die dünne Sohle so hart, daß man den Untergrund nicht direkt spürt. Auch er verleitet eher zu einem schnellen Lauf, allerdings ist das anstrengend. Angenehm ist hier der breite Vorderteil, so daß meine Zehen viel Platz haben, sich zu spreizen.


Diesen Schuh trage ich fast nie.


Bei Runner´s Point in Offenbach durfte ich kurz jeweils den Saucony Kinvara 2 und den Brooks Pure Connect anziehen. Beide gefielen mir sehr gut, wobei ich dem Kinvara (vielleicht wegen meines Jazz 13 vom gleichen Hersteller) wahrscheinlich den Vorzug geben würde. Beide waren sehr angenehm zu tragen, beide machten mir den Eindruck, schnelle Schuhe zu sein, und beide waren mir leider zu teuer. Da ich nicht die Möglichkeit hatte, mit ihnen richtig laufen zu gehen, kann ich nicht mehr darüber sagen.


Das Fazit meines Tests: momentan habe ich noch nicht den optimalen Schuh gefunden. Ich bin selbst auf der Wechselphase vom Neutralschuh- zum Minimalschuhläufer, so daß ich noch nicht sagen kann, welcher Schuh mir am besten paßt. Es macht nichts, denn ich denke, der häufige Schuhwechsel ist sicher gut für meine Füße. Über kurz oder lang werde ich bei den leichten landen, wobei es da ja auch noch andere Hersteller gibt.