Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Jahresrückblick

Weihnachten ist vorbei, die Zeit der Fresserei und Trinkerei neigt sich dem Ende zu.
Ach, genau, und Besinnlichkeit!

Da kommt man zur Ruhe und ins Nachdenken, und man kann einen Blick zurück werfen und einen Versuch der Bewertung unternehmen. Man muß ja nicht, aber ich bin eigentlich ganz zufrieden und kann sagen: ja, 2012 war als Jahr doch ziemlich gut.

Durch den Winter kam ich mit demSport ganz gut, ich biß mich durch, ging bei jedem Wetter raus und nahm sogar am Rodgau 50 teil, einem 50-km-Ultramarathon - allerdings nicht ganz, sondern nur über die halbe Distanz. Kurz danach die vollkommene Umstellung: ich flog mit Nico nach Argentinien, wo wir eine riesige Rundreise durch Pampas und Berge machten. Dort war es heiß und generell unpassend, so daß ich wenig gelaufen bin, aber das hatte in dem Moment keine Priorität. Es war für mich trotzdem ein kleiner Triumph: wir sind bis Iruya gekommen, dem malerischen Andenort, in dem mein Bruder wohnt, woran ich zwei Jahre zuvor gescheitert war - mein Kreislauf hatte aufgrund der Höhe nicht mitgespielt. Diesmal klappte das problemlos.

Zurück in Deutschland dann ein paar Rückschläge: erst hatte ich meinen Skaterunfall, der mich für fünf Wochen von der Laufstrecke holte, und danach starke Herzbeschwerden. Ans Laufen war eigentlich nicht zu denken, ich tat das trotzdem und fühlte mich umso schlechter, als nichts klappen wollte. Zum Glück fand mein Kardiologe die mögliche Ursache, und ich durfte ein neues Medikament ausprobieren. Wiederum zum Glück funktionierte das sehr gut, so daß ich mich langsam besser fühlte und auch wieder ans Training denken konnte. Das war auch nötig, denn ich hatte in den langen Pausenwochen rapide zugenommen und hatte da 6,5 kg mehr als beim Köln-Marathon letztes Jahr.

Die Vorbereitungszeit für den Marathon war denkbar knapp, und ich mußte eisern mein Programm durchziehen: mir war klar, wenn nur das kleinste Ding dazwischenkam, würde das nicht funktionieren - eine Erkältung, einmal Umknicken, eine Überlastung, und ich konnte den Marathon streichen. Aber ich hatte wieder Glück, nichts passierte. Im Verlauf des Trainingsplans fühlte ich mich immer sicherer, und ich konnte sozusagen im Vorbeilaufen noch zwei weitere Vorhaben erledigen: meine Bestzeiten im Halbmarathon und 10 km knacken. Beides schaffte ich denkbar knapp, und dennoch, das gute Gefühl, wieder gut auf den Beinen zu sein, kam zurück. Daher kam es dann nicht überraschend, daß ich den Marathon nicht nur schneller als geplant, sondern auch gut gelaunt und ohne größere Probleme schaffte.

Nach einer kurzen Regenerationszeit lief ich dann den Arque-Lauf mit und begann, mich auf die nächste Herausforderung vorzubereiten: den Rodgau50-Ultramarathon. Das ist ein 50-Kilometer-Lauf, der aus 10 Runden à 5 km besteht. Viele Mitläufer aus dem Twitterlauftreff haben sich angesagt, das wird ein großes Kennenlern- und Wiedersehenfest. Davor ist natürlich Training angesagt, denn ich möchte die 50 km unter 5 Stunden absolvieren. Das Trainingsplan ist anspruchsvoll, aber nicht zu hart, und hier habe ich schon die Hälfte durch. Es sieht gut aus.

Ein Ausblick für 2013 darf nicht fehlen: es wird noch besser als 2012. Ich starte Ende Januar mit dem Rodgau50, dann werde ich im Frühjahr (wahrscheinlich) in Hamburg den Marathon laufen. Im Herbst dann wieder in Frankfurt. Der Herbstmarathon soll natürlich schneller werden, da möchte ich unter 3:30 Stunden kommen. Insgesamt dürfte ich über 2.500 km laufen, werde mit dem Schwimmen anfangen und evtl. etwas mehr Rad fahren. Mein Gewicht sollte sich auf etwa 64 kg einpendeln.

Das alles natürlich unter dem Vorbehalt, daß meine Herzklappe weiterhin funktioniert. Das ist nicht ausgemacht, gerade jetzt habe ich heftige Kreislaufprobleme (nachdem ich gestern zuviel getrunken hatte). Aber immerhin, gestern ist die Klaple 7 Jahre alt geworden, sie hat sich schon amortisiert!

Dienstag, 4. Dezember 2012

Über innere Schweinehunde und so

Wer diesen Blog hin und wieder liest, der hat wohl sicher mitgekriegt: ich hatte eine Herzoperation. Dabei wurde eine defekte Herzklappe ausgetauscht durch eine "biologische Herzklappenprothese", vulgo eine Schweineklappe. (Das stimmt nicht so ganz: es ist eine zusammengebastelte Klappenprothese, die aus Herzklappenmaterial hergestellt wurde - ob aus Rind oder Schwein, läßt sich im einzelnen nicht genau feststellen).

Über die Zeit habe ich mir eine Reihe lustiger Sprüche zurechtgelegt, wenn das Thema darauf kam. Am gelungensten schien mir immer der Satz: Im tiefsten Innern meines Herzens bin ich ein Schwein. Aber jetzt in der dunklen Jahreszeit, mit dem Hintergrund des Lauftrainings, bietet sich doch ein viel passenderes Bild geradezu an: ich habe einen tatsächlich vorhandenen, inneren Schweinehund!

Und hier ist er, der Kollege!

Muß ihn immer wieder bekämpfen: mein innerer Schweinehund

Dienstag, 30. Oktober 2012

Geschafft! Der 4. Marathon

Alle guten Dinge sind... vier. Jedenfalls wurde mein vierter Versuch endlich gut: ich habe gestern den Frankfurt-Marathon geschafft. Und ich schreibe "endlich" geschafft, denn er war der erste, den ich ohne großartigen Probleme laufen konnte.

Ich hatte schon vor ein paar Wochen beim Vorbereitungstraining gemerkt, daß es gut lief. Ich blieb konstant dabei, spulte mein Programm ab, und wenn etwas dazwischenkam, sorgte ich für adäquaten Ersatz. Ich war ja mit schlechten Voraussetzungen gestartet und mußte einiges aufholen, aber gegen Ende der Trainingsphase fühlte ich mich fit und gut trainiert.

Vor dem Marathon kamen natürlich die üblichen Zweifel, die Frage, warum ich mir das eigentlich antue, die kleinen Empfindlichkeiten an Knöchel, Rücken und sonstwo. Immer wieder auch Kreislaufprobleme, mit denen ich aber mittlerweile gelernt habe zu leben. Aber alles in allem war ich ziemlich sicher, daß ich keine Schwierigkeiten zu erwarten hatte. Jetzt mußte ich den Fehler vermeiden, den ich so oft gemacht habe: zu sicher sein, mich überschätzen, dabei zu schnell starten und am Ende abzufallen.

Dafür habe ich mir eine Strategie ausgedacht, die eigentlich ganz gut war, aber auch etwas ehrgeizig: ich habe mir vorgenommen, mit negativem Split zu laufen, d.h. die zweite Hälfte schneller als die erste. Dazu habe ich jeden einzelnen Kilometer als Intervall auf meiner Uhr eingestellt, mit jeweils 5 Sekunden Spiel: die ersten 21 km in 5:30 minkm (also: 5:28 - 5:32), danach jeweils 5 Sekunden weniger für 5 Kilometer, also km 22-26 mit 5:25, 27-31 mit 5:20, usw. Für die letzten 5 km bedeutete das eine Pace von 5:00 min/km, was zwar nicht übermäßig schnell ist, aber am Ende eines Marathons doch ziemlich anspruchsvoll.

Durch diese Strategie wollte ich zwei Dinge erreichen: erstens, ich konnte mich auf die Uhr verlassen, ich mußte gar nicht befürchten, mich von der Stimmung mitreißen zu lassen: ein Blick auf die Uhr sagte mir, ob ich zu schnell oder zu langsam war. Zweitens, die anspruchsvolle zweite Hälfte nötigte mir den Respekt ab, den ich brauchte um nicht vorher doch schneller zu werden und mein Pulver zu verschießen.

Ich startete doch mit etwas Hektik: erstens waren die Bahnen sehr voll, so daß wir ein bißchen später ankamen, dann mußte ich noch auf Toilette, was mit großen Wartezeiten verbunden war. Daher verpaßte ich Heiko, mit dem ich mich locker verabredet hatte; er hatte einen ähnlichen Trainingsplan und war ungefähr auf dem gleichen Trainingsstand. Wir wollten zusammen laufen, wenigstens den Anfang, und sehen, wie sich dann alles ergab - leider habe ich ihn in der Menschenmenge nicht mehr getroffen. Dafür gleich am Anfang Heidi Schmitt, die eine tolle Arbeit mit ihren pinken Puscheln machte und unermüdlich bis zum bitteren Ende blieb :) Ich lief mein Tempo, traf unterwegs noch auf Markus und Anja Schubath (er unverkennbar in seinem froschgrünen Trikot!) und genoß den Lauf.

Bis zum Halbmarathon sollte ich gleichmäßig laufen, was einigermaßen ging: planmäßig sollte ich den HM nach 1:56:01 passieren, ich erreichte ihn in 1:56:21, also sozusagen eine Sekunde langsamer pro Kilometer. Aber jetzt hieß es eh gleich ein bißchen schneller werden. Es stellte sich heraus, daß mir die Strategie nicht viel half: ich mußte ständig mein Tempo kontrollieren, und an einer Stelle fiel die GPS-Messung aus, so daß ich nach Gefühl laufen mußte und prompt viel zu schnell wurde. Außerdem waren die Trinkpausen gar nicht mit einberechnet, so daß ich das unbeschwerte Gefühl der ersten Hälfte verlor.

Ich ließ ab km 35 also den Plan fallen und versuchte nun gleichmäßig zu laufen und Spaß zu haben. Das ging erstaunlich gut, ich konnte schwätzen, ich machte eine Dehnpause (mein rechter Oberschenkel, wo ich den Muskelfaserriß hatte, fing an zu zwicken) und nahm Gels (drei Stück insgesamt, das war wirklich super organisiert: an km 25, 30 und 35 gab es an den Verpflegungsstellen auch Gels). An km 36 traf ich noch Nicola, die mich mittels Runtastic gefunden hatte, dann grüßte ich wieder die unermüdliche Heidi Schmitt und lief die letzte Runde durch die Innenstadt. Am Ende konnte ich noch etwas Gas geben, ich überholte einige Läufer und dann war sie da, die letzte Kurve vor der Festhalle. Ich kam völlig happy ins Ziel, mit einem Grinsen im Gesicht und gar nicht so ausgepowert, wie ich das bei den drei anderen Marathons gewesen war.

Ein toller Lauf! So müßte das immer sein: ich schaffte endlich die 4 Stunden (3:54:25), ich konnte die Zeit während des Laufs genießen, und am Ende ging es mir gut. Ich glaube, die Bilder vom Zieleinlauf zeigen mich mitten im Runner´s High :)

Heute habe ich meinem Kardiologen über seine Sekretärin die Ergebnisse gemailt und mich bei ihm bedankt. Es war nicht zuletzt auch seine gute Betreuung, die mir den Marathon ermöglicht hat; Mitte des Jahres hätte ich daran gar nicht geglaubt.

Sonntag, 16. September 2012

Halbzeit

12 Wochen lang ist mein Marathon-Trainingsplan. Heute war die 6. Woche zuende. Zeit für einen kleinen Rückblick.

Als ich damit anfing, konnte ich gerade so mit den vorgegebenen Zeiten mithalten. Die schnellen Einheiten brachten mich aus der Puste, bei den langen fiel es mir schwer, die Zeit durchzuhalten, und die Intervalle fand ich unglaublich hart. Auch die Häufigkeit der Einheiten war mir ziemlich anstrengend, es waren 4 oder manchmal sogar 5 Trainings pro Woche - das zehrte.

Ich biß mich aber durch blieb dran und versuchte, mich zu steigern. Langsam, aber sicher wurde das besser: wenn im Plan ein Tempobereich angegeben wurde, hielt ich mich an die obere Grenze, die langen Läufe verlängerte ich, weil ich das Gefühl habe, daß mir das im letzten Jahr gefehlt hat. Und ja, es wurde tatsächlich besser: entweder ich schaffte relativ locker bessere Zeiten, oder ich lief die gleichen Zeiten wie am Anfang, aber bei deutlich niedrigerer Herzfrequenz. Dazu half sicher auch, daß mein Gewicht langsam runter ging: ich wiege heute, 6 Wochen vor dem Marathon, weniger als letztes Jahr beim Marathon.

Nach 8 Wochen wollte ich entscheiden, ob ich den Trainingsplan weiter mit dem 4-Stunden-Ziel verfolgen sollte. Ich bin jetzt, nach 6 Wochen, schon überzeugt, daß ich zumindest den Trainingsplan problemlos abschließen kann. Ob die 4 Stunden dann drin sind, ist eine andere Frage. Aber wenn ich mit letztem Jahr vergleiche, dann kann ich schon sagen, daß ich jetzt fitter bin als damals zum vergleichbaren Zeitpunkt.

Das Medikament vertrage ich sehr gut. Abgesehen von ein paar Kreislaufproblemen (einen ziemlichen Zusammenbruch hatte ich letzte Woche), die ich in ähnlicher Form schon immer hatte und wahrscheinlich lange noch haben werde, geht es mir prächtig. Dummerweise steht es auf einer Liste wirtschaftlich fragwürdiger Medikamente (es ist ziemlich neu und daher teuer, weil es noch keine Nachahmerpräparate auf dem Markt gibt), so daß mein Hausarzt es mir nicht verschreiben will und angeblich auch nicht darf. Ich darf mich also alle paar Wochen für das Rezept an die Uniklinik wenden.

Zum Abschluß der 6. Woche bin ich heute den Hugenottenlauf mitgelaufen, ein Halbmarathon mit schöner Streckenführung durch den Wald. Aus den letzten Tempoeinheiten, die ich im Training gelaufen war, hatte ich das dumpfe Gefühl, daß ich meine Bestzeit vom letzten Jahr nicht annähernd erreichen könnte: das war eine 1:45:40 gewesen. Das bedeutete einen Schnitt von unter 5 min/km, und das kam mir nicht machbar vor. Trotzdem lief ich zügig los, merkte bald, daß ich zu schnell war, aber versuchte trotzdem, das Tempo zu halten. Das ging ganz gut; zwar konnte ich die letzten 5 bis 6 km nicht mehr so schnell laufen, aber ich hatte schon genug Vorsprung angesammelt: ich schaffte die Strecke heute mit einer neuen Bestzeit von 1:44:27.

Sonntag, 12. August 2012

Besserung in Sicht

Von Donnerstag auf Freitag habe ich wieder ein Langzeit-EKG umgehängt bekommen. Es sollte überprüft werden, ob das neue Medikament gut wirkt. Ich hatte ein gutes Gefühl; in den letzten Wochen war ich oft laufen gewesen und hatte es gut vertragen. Am Freitag dann die Besprechung mit dem Kardiologen. Da waren ein paar Extrasystolen drin gewesen, und der Ruhepuls war auf 39 runtergegangen, aber das Ergebnis war um Längen besser als vor 5 Wochen. Der Kardiologe war angenehm überrascht und bezeichnete das Ergebnis als perfekt. Yeah! Mir geht es wieder gut.

Wir besprachen das weitere Vorgehen (Medikation natürlich beibehalten, Kontrollen halbjährlich). Ich erzählte von meinen Marathonplänen, und er war etwas irritiert, daß das jemand gerne machen möchte, meinte aber: Wenn Ihnen der Kram soviel Spaß macht, warum nicht! Solange Sie den Marathon nicht unter 3 Stunden laufen, dürfte das kein Problem sein. Ich versicherte ihm, das sei bei mir nicht zu befürchten. Ich bekam die Warnung mitgegeben, daß die chronotrope Inkompetenz ja auch unter dem neuen Medikament auftreten werde, weil es seiner Bestimmung nach die höheren Herzfrequenzbereiche unterdrückt - ich laufe sozusagen mit einer Motordrosselung. Ein bißchen Atemnot wird also schon mal auftreten, aber ich soll mich davon nicht erschrecken lassen.

Sehr fein! Ich hatte ja vorsorglich schon mit dem Trainingsplan begonnen, und die Wochen davor konnte ich mich langsam an die Umfänge herantasten, die mir mein Plan vorgibt. Es ist einer der Pläne von Jens Karraß, der sie auf der Achim-Achilles-Website veröffentlicht hatte; die gibt es dort leider nicht mehr, seitdem sich die beiden verkracht haben. Aber mit meinem hatte ich mich letztes Jahr für den Köln-Marathon vorbereitet, und ich denke, der wird es schon tun. Es ist ein 4-Stunden-Plan, aber ich weiß noch nicht, ob ich das so angehen werde. Ich werde versuchen, den Plan umzusetzen, und nach etwa 8 Wochen werde ich es wissen.

Der Plan hat es erst mal in sich. Nach dem ersten Tag (Pause) war gleich ein Tempodauerlauf dran, und ich hatte richtig dran zu knabbern. Danach gab es zwei ruhige Einheiten, eine kurze und eine längere. Nach einer Pause sollte ein kleines Intervalltraining drankommen und heute etwa 20 km Dauerlauf. Aus organisatorischen Gründen habe ich den langen Lauf schon gestern gemacht und dafür die Intervalle heute.

Das war aus drei Gründen nicht so gut: erstens, aus den 20 km wurden 25, weil ich mit den Jungs vom #twitterlauftreff unterwegs war. Zweitens, es ist wohl besser, eine schnelle Einheit gefolgt von einer langsamen langen zu machen, als umgekehrt - der lange Lauf steckte mir heute schon in den Beinen. Und drittens: das Wetter heute war eher weniger geeignet. Leider konnte ich nicht früh los (ich mußte unbedingt ausschlafen, nachdem ich meine Tochter gestern mitten in der Nacht am Flughafen Frankfurt-Hanh abholen mußte), und heute Abend wollten wir essen gehen. Also doch mitten am Tag.

Alles in allem war das trotzdem erfolgreich. Die vorgegebenen 3 Intervalle habe ich fast so schnell wie vorgegeben machen können. Insgesamt habe ich fast 72 km in dieser Woche geschafft, ich bin ganz stolz, und auch gleichzeitig froh, daß morgen wieder Pausentag ist. Und diese Woche wird auch nicht soviel gerannt!

Montag, 6. August 2012

Kleiner Schuhvergleich

In den letzten Wochen / Monaten habe ich, soweit ich konnte, angefangen, mehr und mehr barfuß oder mit Minimalschuhen zu laufen. Am Anfang habe ich das sehr stark gespürt, zum Teil auch schmerzhaft: ich habe zu plötzlich zuviel gemacht.


Angefangen hatte das schon im letzten Jahr. Damals erzählte mir meine Freundin, die erklärte Natural-Running-Anhängerin ist, daß sie Beachwalkers für den Lauf-ABC benutzte, eine superminimalistische Konstruktion, bestehend aus einer dünnen Gummisohle und etwas Neopren für den Halt - im Prinzip ja schon barfuß, nur mit dem Schutz des Gummis gegen scharfe Kanten, Scherben oder Steine, die sich evtl. auf dem Boden befinden. Die sehen nicht aus wie Laufschuhe und sind eigentlich als Badeschuhe für den Strand o.ä. vorgesehen.


Ich hörte ihr damals nicht richtig zu, weil ich nicht wirklich auf der Suche war, willigte aber ein, die mal kurz anzuprobieren. Im Frankfurter Laufshop waren sie auch vorrätig, und da sie wenig Geld kosten, habe ich sie mir besorgt. In der Folgezeit las ich immer wieder darüber, wie vorteilhaft es sei, ab und zu barfuß zu laufen, also beschloß ich, es mal zu testen. Ich zog also die Dinger an und lief damit meine gewohnte 10-km-Strecke.


Es war ein ganz eigenartiges Gefühl. Ich merkte, daß ich ganz anders lief. Zunächst einmal spürte ich jede kleinste Bodenunebenheit, jeden Stein, einfach alles. Dadurch war ich gar nicht entspannt, sondern mußte hochkonzentriert laufen, quasi jeden Schritt mit Bedacht vor den anderen setzen. Es ergab sich fast automatisch, daß ich mit dem Vorderfuß lief, weil alles andere einfach weh tat: mit der Ferse aufkommen war gar sehr unangenehm, nur der Vorderfuß schien die Kraft zu haben, die Schritte abzufedern. Dadurch wurde auch die Schrittlänge kürzer, und ich lief fast automatisch etwas schneller.


Das böse Erwachen kam kurz nach dem Lauf und vor allem am Tag danach. Meine Güte hatte ich einen Muskelkater! Und zwar waren beide Waden, vor allem der untere Teil, total überreizt und taten richtig weh. Offensichtlich hatte ich es mit der Belastung übertrieben. Erst da beschäftigte ich mich mehr mit dem Thema Barfußlaufen und erfuhr, daß man sehr langsam damit anfangen muß, die Strecke sollte maximal 2 km lang sein. Nun gut. Ich brauchte einige Tage, um mich davon zu erholen, und verspürte nicht unbedingt das Bedürfnis, das weiter zu vertiefen.


Nach und nach las ich doch mehr über das Thema. Spätestens nach dem wunderbaren Buch "Born to Run" von Christopher McDougall wollte ich unbedingt barfuß laufen. Ich startete wieder mit den Beachwalkers, wechselte aber häufig die Schuhe, um die Fußmuskulatur nicht auf einen bestimmten Schuh(-typ) einzustellen. Mittlerweile ist es so, daß ich mit den Beachwalkers problemlos 10 bis 12 km laufen kann, und ich meine, das hat mir viel gebracht. Das Problem ist nur, daß ich meine alten Neutralschuhe mittlerweile als zu weich empfinde. Also habe ich in letzter Zeit einige Schuhe ausprobiert.


1. Nike Free 3 ("Old Style")
Diese Schuhe habe ich schon früher sehr gern getragen, allerdings selten zum Laufen. Wie auch etliche andere habe ich sie von meiner Freundin bekommen, die sie für sich gekauft hatte und damit nicht klar kam. Nach meinen Barfußversuchen ist dieser Schuh zu meinem Liebling mutiert, er ist bequem, er ist vorne breit, so daß ich keine Druckstellen bekomme, er ist leicht, und er ist, trotz seiner dünnen Sohle, relativ weich. Mit dem laufe ich gern bis zu 20 km, wobei ich die Waden danach schon spüre.
"Old Style" übrigens deswegen, weil Nike mittlerweile neuere Versionen davon entwickelt hat. Jedesmal, wenn ich damit bei einem Laden aufkreuze, werde ich milde belächelt: Ach, sie haben ja noch den Free Old Style!


2. Nike Free Run +3
Diesen habe ich beim mycityrun probieren dürfen. Der Frankfurter Laufshop sponsert da mit und hat meist einige Paare da, die man anprobieren darf. Ich war davon überzeugt, daß dieser Schuh mir genauso gut gefallen würde wie mein alter, allerdings: er ist vorne etwas schmaler (oder mein alter Schuh ist ausgeleiert, kann auch sein!), und ich bekam eine leichte Druckstelle jeweils am kleinen Zeh. Ansonsten ein sehr schöner, leichter, Bodenkontakt vermittelnder Minimalschuh.


3. Brooks Pure Cadence
Dieser Schuh gehört zum Pure Project, einer Minimalschuh-Reihe von Brooks. Ich habe den mir von meiner Freundin ausgeliehen, habe also die Damenversion getestet. Macht nichts, denn ich habe kleine und schmale Füße, quasi Damenfüße. Der Cadence ist, wenn ich das richtig verstehe, das Einstiegsmodell, also sozusagen der am wenigsten "Pure" der Pure-Reihe. Ich fand den sehr angenehm zu tragen, allerdings war der vom Gefühl her schon weiter weg vom Boden, man spürte nicht "alles", sondern nur "einiges". Ich hatte auch hier ein paar Druckstellen vorne, womöglich hätte die Männervariante doch besser zu mir gepaßt.
Dazu kam aber das NavBand, eine unterstützende Verstärkung über den Spann. Mir hat sie nicht so gut gefallen, und ich konnte gut nachvollziehen, daß man auf die Idee kommt, dieses Band zu entfernen.
Nach zweimal 12 und einmal 17 Kilometern würde ich sagen: OK, aber unbedingt haben müßte ich den Schuh nicht.


4. Nike LunarGlide+ 4
Den Schuh habe ich auch beim mycityrun getestet (ehrlicherweise muß ich sagen, ich weiß gar nicht, ob ich die Premium oder die Normalvariante hatte, aber soviel ich weiß, unterscheiden sie sich nur optisch voneinander). Er wird ja als besonders weich und flexibel gepriesen, und das war er auch. Ich fühlte mich damit aber nicht wohl: ich hatte eher das Gefühl, daß ich bei jedem Schritt in den Schuh versinke, also sozusagen gegen den Schuh arbeiten muß, um ordentlich voranzukommen. Darüber hinaus störte mich eine etwas ausgeprägte Pronationsstütze, und zwar so, daß ich eine dicke Blase davon bekam. Gut: an dem Tag hatte ich keine Laufsocken mit und lief deswegen barfuß in dem Schuh. Fazit trotzdem: nichts für mich!


5. Saucony ProGrid Jazz 13
Mein Lieblingsschuh, bevor ich mit dem Nike Free anfinig. Auch heute noch sehr angenehm zu tragen. Das ist für mich ein Neutralschuh im besten Sinn: ich kann ihn anziehen und gleich vergessen. Ich laufe und laufe und laufe, und das immer gern. Den Köln Marathon im letzten jahr habe ich damit erfolgreich gefinisht.


6. New Balance MR751
Das ist mein altgedienter Neutralschuh. Bevor ich mir den Jazz kaufte, habe ich gedacht, es gibt nichts Angenehmeres. Auch der ein Schuh zum Anziehen und vergessen, wobei er durch seine Form ein bißchen dazu verleitet, etwas schneller zu laufen. Nicht immer ist das erwünscht, aber ich trage ihn heute noch gern bei 10-km-Wettkämpfen. Der hat schon über 800 km auf dem Buckel, und ich dachte, er wäre fällig, aber als ich ihn im Laufladen vorgeführt habe, meinte der Verkäufer, er sei noch gut. Großes Lob dafür an die Jungs vom Frankfurter Laufshop, denn sie hätten mir kommentarlos einen anderen verkaufen können.
Diesen Schuh trage ich nur noch selten.


7. Brooks Ghost 4
Auch den habe ich mir von meiner Freundin ausgeliehen. Ich habe ihn nur für einen 12-km-Lauf getragen. Auch hier fiel mir die Pronationsstütze negativ auf. Der Schuh war ansonsten angenehm weich und relativ leicht. Dennoch kein Schuh, den ich unbedingt haben müßte.


8. Inov Road-X 238
Auch diesen Schuh habe ich von meiner Freundin geerbt, daher die Damengröße. Der Schuh war für sie untragbar, und auch mir zeigte er sich sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe ihn schlicht nicht verstanden. Er ist sehr hart, wenn man auf Asphalt läuft (das tue ich meistens), dabei ist die dünne Sohle so hart, daß man den Untergrund nicht direkt spürt. Auch er verleitet eher zu einem schnellen Lauf, allerdings ist das anstrengend. Angenehm ist hier der breite Vorderteil, so daß meine Zehen viel Platz haben, sich zu spreizen.


Diesen Schuh trage ich fast nie.


Bei Runner´s Point in Offenbach durfte ich kurz jeweils den Saucony Kinvara 2 und den Brooks Pure Connect anziehen. Beide gefielen mir sehr gut, wobei ich dem Kinvara (vielleicht wegen meines Jazz 13 vom gleichen Hersteller) wahrscheinlich den Vorzug geben würde. Beide waren sehr angenehm zu tragen, beide machten mir den Eindruck, schnelle Schuhe zu sein, und beide waren mir leider zu teuer. Da ich nicht die Möglichkeit hatte, mit ihnen richtig laufen zu gehen, kann ich nicht mehr darüber sagen.


Das Fazit meines Tests: momentan habe ich noch nicht den optimalen Schuh gefunden. Ich bin selbst auf der Wechselphase vom Neutralschuh- zum Minimalschuhläufer, so daß ich noch nicht sagen kann, welcher Schuh mir am besten paßt. Es macht nichts, denn ich denke, der häufige Schuhwechsel ist sicher gut für meine Füße. Über kurz oder lang werde ich bei den leichten landen, wobei es da ja auch noch andere Hersteller gibt.

Sonntag, 22. Juli 2012

Langsam wird es wieder

Seit ein paar Wochen habe ich ein neues Medikament für mein Herz. Das soll gegen Herzrhythmusstörungen wirken, vor allem gegen Vorhofflimmern, das ich in letzter Zeit des öfteren hatte. Davor hatte ich ein Betablocker zum gleichen Zweck, aber das wirkte erstens nicht ausreichend (ich bekam trotzdem Vorhofflimmern), und zweitens bewirkte es eine weitere Herzrhythmusstörung, die chronotrope Inkompetenz. Bei dieser ist das Herz nicht in der Lage, bei Belastung höher zu schlagen, so dass die Leistungsfähigkeit massiv zurückgeht.

Die Eingewöhnungsphase ist mittlerweile vorbei, so dass ich ein erstes Fazit ziehen kann. Die Bilanz ist positiv: im Moment kann ich ganz gut laufen, das Herz schlägt also höher bei Belastung, und ich bin nicht mehr so kurzatmig. Es gibt ein paar Kleinigkeiten noch, die vielleicht verschwinden werden, aber doch stören: erstens bin ich ewig müde, ich könnte jederzeit einschlafen. Zweitens habe ich derzeit recht seltsame Pulse, mein Ruhepuls liegt bei etwa 42, was immerhin schon 10% höher als mit dem Betablocker ist, aber doch etwas niedrig. Bei Belastung steigt er aber regelmäßig bis in den 160er Bereich, was eigentlich nicht gewollt war - ich soll meinen Puls bis etwa 145 hochtreiben, um das Herz zu schonen. Momentan klappt das noch nicht, vielleicht muß ich mich noch weiter daran gewöhnen.

Außerdem merke ich natürlich die Pause schon. Ich bin weit von dem Fitnesszustand entfernt, den ich vor meinem Inliner-Unfall vor genau 12 Wochen hatte. In der Zeit (5 Wochen absolute Laufpause, 3 davon auf Krücken) habe ich 4 Kilo zugenommen. Die sind mittlerweile wieder runter (heute habe ich das 5. Kilo wieder abgeschüttelt, d.h. ich bin heute sogar ein bißchen leichter als damals). Aber längere Läufe, und dazu zähle ich z.B. meine Quasi-Standardstrecke zum Westhafen von 16 km, machen mir Probleme. Heute bin ich wieder 14,5 km gelaufen, und ich habe festgestellt, daß meine Herzfrequenz mit zunehmender Dauer steigt - unabhängig davon, daß ich das Tempo ein bißchen rausnehme, um dem entgegenzuwirken. Das ist wohl ein Zeichen von fehlender Fitness.

Alles in allem freue ich mich zwar, daß ich laufen kann, aber ich sehe große Probleme vor mir. Der Frankfurter Marathon im Oktober, den ich mir fest vorgenommen hatte, erscheint mir jetzt vielleicht machbar, aber da darf nichts dazwischenkommen.

Samstag, 7. Juli 2012

Chronotrope Inkompetenz

What?, war das erste, das mir zu diesem Begriff einfiel, nämlich nichts. Aber damit hatte das Kind wenigstens einen Namen. Nach der letzten Untersuchung ergab sich ein klares Bild.

Ich war zweimal mit dem Langzeit-EKG laufen, um einigermaßen zuverlässige Daten zu sammeln. Das erste Mal, letzten Samstag, versuchte ich auch etwas schneller zu laufen, um etwaige Sprünge zu provozieren und sie damit dokumentieren. Das Problem: ich konnte gar nicht erst schnell laufen. Der Versuch brachte mich vor allem an den Rand der Atemlosigkeit, aber besonders schnell wurde ich nicht, und mein Puls auch nicht. Nachdem ich es eingesehen hatte, versuchte ich auf Normalpuls zu kommen und wenigstens die 10-km-Runde fertig zu laufen, mit mäßigem Erfolg. Ab km 6 wollte mein Körper nicht mehr, und ich mußte mich regelrecht zwingen. Ich schaffte 9 Kilometer.

Am nächsten Tag, Sonntag, habe ich gar nicht erst versucht, auf hohe Touren zu kommen, sondern bin einfach gemütlich gelaufen, ohne irgendwas zu wollen. Im Durchschnitt unterschied sich interessanterweise die Zeit gar nicht, aber dadurch, daß ich gar nicht erst aus der Puste kam, konnte ich bis zum Ende der 10 km laufen. Auch das war kein Vergnügen, aber es war wesentlich angenehmer.

Ich hatte mir noch vorgenommen, am Montag noch einen dritten, kurzen Lauf hinzuzufügen, bei dem ich evtl. doch die hohen Pulsregionen schaffte, aber ich war zu kaputt. Das mußte reichen, zumal ich ja noch die Spiroergometrie in der Uniklinik hatte.

Am Dienstag war es soweit, ich brachte das Gerät zurück (endlich duschen! Die Elektroden hatten ganz schön gejuckt) und absolvierte meine Spiroergometrie. Die war etwas besser als der Belastungs-EKG die Woche zuvor, weil die Steuerung graduell anstieg statt in Stufen, das machte es mir zumindest einfacher. Aber mit 150 Watt hätte ich auch keine Olympia-Qualifikation erreicht :)

Währenddessen war die Auswertung des EKGs fertig, und mit beidem bin ich dann zum Oberarzt, der sich der Sache angenommen hat. Ein beeindruckender Stapel Papier. Im wesentlichen wurde die vorherige Annahme bestätigt: aufgund des Betablockers reagierte mein Herz nicht auf die Anforderung, höher zu schlagen, so daß ich ab einer bestimmten Leistungsstufe keine Luft mehr bekam. Laut Spiroergometrie war diese Stufe knapp über meiner anaeroben Grenze - im Prinzip konnte ich also nur noch Aerobics machen.

Trotzdem waren im Verlauf der 72 Stunden während meines EKGs mehrere Etappen mit Vorhofflimmern vorhanden. Der Betablocker schnitt also zuviel der hohen Pulse ab, ohne es zu schaffen, die ganz hohen abzuschneiden. Aufgrund des Vorhofflimmerns hätte ich die Dosis erhöhen müssen, was aber angesichts der chronotropen Inkompetenz nicht ging.

Was tun? Ein paar Möglichkeiten zeigen sich. Seit ein paar Jahren läßt sich Vorhofflimmern erfolgreich abladieren. Ich kenne das schon, bei mir wurde das an den Herzwänden dreimal durchgeführt. Damals war der Erfolg aber nicht hundertprozentig, und die Methode an der Pulmonalvene war noch sehr neu. Schön ist das nicht, man liegt stundenlang bei Bewußtsein auf der Liege mit einem Katheter in der Leiste, die Ärzte fummeln an ihren Geräten, und wenn sie den Punkt gefunden haben, dann wird der Katheter für eine Narbenbildung erhitzt - das tut weh.

Die zweite Möglichkeite ist, den Betablocker, der offensichtlich zuviele Nebenwirkungen verursacht, abzusetzen, und ein anderes Antiarrhythmikum zu versuchen. Die Wahl fiel auf ein Medikament mit dem afghanisch anmutenden Namen Multaq, ein relativ neues Medikament, das äußerst selektiv die Herzrhythmusstörungen bekämpft. Das habe ich nun seit Montag, und langsam beginne ich mich, daran zu gewöhnen. Was mir auffällt: ich bin ständig müde und könnte dauernd schlafen!

Ich bin heute 13,6 km gelaufen, und das Herz scheint jetzt normal zu reagieren. Zumindest geht es mühelos auf Bereiche um die 160 Schläge, was es vorher gar nicht geschafft hatte. Natürlich ist es nicht besonders gut, schon beim 6 min/km auf 160 zu kommen, und es war auch heute ziemlich anstrengend, andererseits ist es schon eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Betablocker. Ich werde das weiter beobachten.

Die spannende Frage bleibt aber unbeantwortet: woher habe ich plötzlich wieder Vorhofflimmern? Das war immerhin seit mindestens anderthalb Jahren nicht mehr vorgekommen, schon gar nicht in dieser Vehemenz. Leider ist die Frage aber anscheinend nicht zu beantworten: das Herz, so der Arzt, sei ein dynamisches, hochkomplexes Gebilde, und schon kleine Veränderungen in der Physiologie können dazu führen, daß es anders reagiert. Bei mir kommen viele Faktoren dazu, die es noch komplizierter machen: zum einen die Herz-OP, die dadurch veränderte Lage des Herzen im Brustkorb, dann die Ablationen, die schon Veränderung im elektrischen Leitungssystem bewirkt haben. Dazu kommt, daß ich durch die Pulmonalstenose erhöhten Druck im rechten Herzen habe, und durch die alte Aortenstenose , die zur Operation geführt hatte, hatte ich lange Zeit erhöhten Druck im linken Herzen.

Kurzum: ich kann eigentlich froh sein, daß es überhaupt so gut funktioniert.

Montag, 2. Juli 2012

Kontrolltermin und weiteres Vorgehen

Am Freitag hatte ich meinen Kontrolltermin an der Uniklinik. Zur Erinnerung: vor drei Monaten war meine letzte Untersuchung gewesen, und ich hatte drei Monate Aufschub bekommen.

Das war auch bitter nötig. In letzter Zeit häuften sich Probleme mit meinem Herzen. Angefangen damit, dass ich sehr unfit war - nun gut, das konnte ich ja verkraften, hatte ich doch wochenlang nicht laufen können, inklusive 3 Wochen mit den Krücken. Aber zuletzt hatte ich sehr seltsame Pulswerte, Palpitationen, Schmerzen in der Brust, und zwar so stark, dass ich ein paarmal kurz davor stand, den Notarzt anzurufen. Ich tat das nicht und lernte, daß sie auch so wieder vorbeigingen, mitunter also nicht gefährlich waren. Beunruhigend war das allemal.

Am 14.6. lief ich noch den JP Morgan Chase Corporate Challenge teilgenommen. Von der Distanz eine Kleinigkeit (5,6 km), auch sonst keine sportliche Herausforderung, wenn man nicht wochenlang nicht trainiert hat und ein paar Kilo zuviel mit sich trägt. Ich lief mit einigen Kollegen und wollte versuchen, etwas schneller als sonst zu laufen, um eben doch eine sportliche Aktivität daraus zu machen; sonst war das immer mehr eine witzige Massenveranstaltung gewesen.

Etwa zur Hälfte gibt es einen kleinen Anstieg, der mir ganz schön zu schaffen machte, und da merkte ich plötzlich, dass mein Puls wieder hochging: ich spürte wieder dieses "metallische" Gefühl an Hals und oberen Brustbereich, meine Beine wurden schwer wie Blei und ich konnte kaum vorankommen. Der Blick auf die Pulsuhr bestätigte das: Puls 245, ich hatte wieder Vorhofflimmern.

Ich bremste ab, ließ meinen Puls wieder runterkommen (was gar nicht so leicht war) und schleppte mich irgendwie ins Ziel. Das war sehr unangenehm: mein letztes Vorhofflimmern war vor anderthalb Jahren gewesen, und schon damals hatte es nicht so lang angehalten. Dazu kam, daß ich relativ ungeschützt bin: da mein Herz sich gut verhielt, durfte ich das Marcumar absetzen, das der Vorbeugung von Schlaganfällen infolge von Blutgerinnselbildung dienen sollte. Jetzt hatte ich den Salat: kein Marcumar, aber Vorhofflimmern.

Ich erhöhte daraufhin die Betablocker-Dosis. Der Betablocker soll eben diese hohen Pulse verhindern, und da ohne Marcumar fühlte ich mich ziemlich nackig. Die neue Dosis hatte ich schon mal gehabt, aber ich hatte sie mir halbieren lassen, weil ich sie nicht vertragen hatte - zu niedrigen Puls und Leistungseinbußen. Aber jetzt kam es darauf an, das Vorhofflimmern zu verhindern.

In der Folgezeit begann mein Herz an zu spinnen. Es wechselten sich Niedrigpulsphasen

mit Herzrasenphasen ab, ich wurde kurzatmig, die Stiche in der Brust nahmen zu. Für mich waren das Zeichen, daß meine Herzklappe endgültig den Geist aufgab, und stellte mich innerlich auf einen Ersatz ein.

Zum Glück kam das anders: die Pulmonalklappe ist nach wie vor verengt, aber ich habe immer noch eine mittelgradige Stenose und keine hochgradige; erst bei letzterer müßte meine Klappe ausgetauscht werden. Die Kurzatmitgkeit und die ganzen Beschwerden erklärte sich der Arzt mit der höheren Betablockerdosis: der soll die hohen Pulse abschneiden, und offensichtlich scheidet er soviel ab, daß die Pumpleistung darunter leidet. Das Problem: ich brauche den Betablocker, um das Vorhofflimmern zu verhindern.

Jetzt zeichnet sich eine Möglichkeit ab, dem Ganzen beizukommen: ein anderes Medikament (ich habe mir den Namen nicht gemerkt) soll gezielt und wirksam das Vorhofflimmern verhindern. Als Vorbereitung dazu bekam ich am Freitag ein 72-Stunden-EKG angehängt, eine kleine Kiiste, die mich den ganzen Tag begleitet. Ich sollte ausdrücklich damit laufen gehen (was mich ziemlich viel Kraft gekostet habe; ich schaffe es nicht, den Puls über 145-150 zu bekommen, und da fehlt mir die Luft). Gestern war ich damit 9 km laufen, heute 10 km - beides kein Vergnügen. Vielleicht gehe ich morgen früh noch eine kurze Runde.

Am Dienstag werde ich noch eine Spiroergometrie machen lassen und damit hoffentlich genug Daten gesammelt haben, um zu sehen, was der geeignete Weg aus der Misere ist. Immerhin, die zwei Ärzte, die mich untersuchten, meinten beide übereinstimmend, es sei wichtig, daß sie mich wieder zum Laufen bringen.

Freitag, 11. Mai 2012

Wir sind die Initiativen!

Nach "Wir sind die Urheber" folgte prompt die Antwort: Wir sind die Bürgerinnen und Bürger! Gut gegeben, meine ich. Aber kann das schon das Ende gewesen sein? Müssen nicht gleich einige Initiativen mehr gegründet werden? Hier ein paar Vorschläge: Wir sind die echten Piraten!

Wir sind die Abmahnanwälte! (Website könnte Trojaner installieren, keine Haftung)

Wir sind die Downloader! (Torrent-Link zu finden hier)

Wir sind die Pornoverlinker!

Wir sind durstig!

Wirr sind... äh...

Wir sind die FDP!

Mittwoch, 9. Mai 2012

Datenpanne bei Twitter? Eine Hypothese



Heute gab es auf meiner Timeline einigen Wirbel um eine angebliche Datenpanne bei Twitter. Einige Nachrichtenportale berichteten darüber.

Hier eine kleine Analyse des veröffentlichten Datenbestands.

Aus der Summe aller 5 Dateien mit über 55.000 Datensätzen verbleiben nach Löschung der Doubletten 34061 Datensätze (hier habe ich in Gross- und Kleinschreibung unterschiedliche, ansonsten aber gleiche Datensätze als gleich betrachtet, zumal sie in den meisten Fällen das gleiche Passwort hatten.)

Darin enthalten sind 5 Sätze, die formal fehlerhaft waren, d.h. ohne das Trennzeichen ":". Ich habe sie hier herausgenommen, obwohl erkennbar war, wie sie hätten lauten sollen.

Zusätzlich gibt es 28 Datensätze miz zu kurzem Benutzernamen (<= 4 Buchstaben) wie "wwww" mit Passwort "wwww"oder "kaio" mit Passwort "kaio", einige von ihnen ohne oder mit ebenfalls kurzem Paswort. Diese lasse ich aus der Betrachtung raus.

Ab 5 Buchstaben kann ich nicht eindeutig erkennen, ob diese "ungültig" sind, also zähle ich sie bei den nachfolgenden Betrachtungen mit.

Zusätzlich finden sich 66 Sätze ohne Passwort.

Dazu 4 Datensätze mit Passwort bestehend aus einem Buchstaben, 15 mit 2-, 113 mit 3- (häufig "123" oder "ABC"), 595 mit 4stelligem, 358 mit 5stelligen Passwort.
Ich bin nicht sicher, ob ich diese herausnehmen soll. Die meisten von ihnen haben Mailadressen als Benutzernamen, die zumindest formal korrekt sind. Viele dieser Passwörter haben (homo-)sexuellen Kontext und, in Zusammenhang mit den Mailadressen und/oder deren Pseudonymen, lassen auf ein brasilianisches Umfeld schliessen:

sex, sexo, gay, pau, porro, imgay, amigo...

24992 Benutzernamen entsprechen formal einer Mailadresse in der Form benutzer@domain.tld.

Von den Benutzernamen mit Passwörtern mit 4 oder mehr Buchstaben haben 5775 Adressen aus *.br (5717 aus *.com.br). Die restlichen teilen sich auf hotmail.com (15639), gmail.com (2157), Yahoo.com (306), (windows)live.com (136), msn.com (106). Auch hier kann man eine Tendenz zu sexuellem Bezug in den Mailkonten erkennen.

776 weitere verteilen sich auf globo.com, globomail.com, telefonica.com.br und andere. Die allermeisten sind aus Brasilien oder international (wie hotmail.com, gmail.com, usw.), sehr wenige aus Portugal, Argentinien, Spanien oder Rest-Lateinamerika.

Domain         Anzahl
hotmail.com    15601
yahoo.com.br    2375
gmail.com       2151
bol.com.br      1030
uol.com.br       695
IG.COM.BR        454
yahoo.com        284
terra.com.br     272
oi.com.br        204
live.com         131
hotmail.com.br   130
msn.com          106
globo.com         99
ibest.com.br      73
ymail.com         49
pop.com.br        49
gmail.com.br      38

Es fällt auf, dass es auch einige Vertipper gibt wie hotmial, gmial, gmeil, yahooo.com.br, usw.

9036 Benutzer haben kein Mailadressenformat. Hier fällt auf, dass viele von ihnen "konstruiert" wirken. Dazu gibt es 580 Accounts mit dem gleichen Passwort (315475), was auf eine Scriptattacke hinweist.
Andere könnten so tatsächlich existieren.

Interessant sind die restlichen 1408 Accounts, die eine Passwortlänge von 8 haben. Diese haben eine Reihe von Merkmalen, die sie von den anderen unterscheiden:

- Sichere Passwörter aus Gross- und Kleinbuchstaben mit Zahlen kombiniert, die nicht in einem Wörterbuch erscheinen
- "konstruiert" wirkende Benutzernamen, z.B.

Passwort     Benutzer
386cSthn     Alene_Figgins
387vZVqy     Temeka_Wheelis

Die verwendeten Namen sind hier nicht portugiesisch, sondern eher US-amerikanisch einzuordnen.
Ich würde darauf tippen, dass hier ein Spambot aus den USA gewütet hat.

Was können wir aus diesen Daten schliessen?

1. Vermutlich haben wir es hier nicht mit einem Twitter-Datenbestand zu tun.
Die vielen fehlerhaften Benutzerdaten können nicht aus einer gültigen Twitter-Datenbank stammen, denn sie wären bei der Anmeldung abgewiesen worden. Ebensowenig möglich wäre es, einen Benutzer ohne oder mit zu kurzem Passwort zu erstellen.

2. Es wurde die Vermutung geäussert, dass es möglicherweise ein authorisierter Service gewesen sei. Ich meine nein.
Aus den gleichen Gründen wie 1. kann es sich um keine gültigen Twitter-Benutzerdaten handeln. Die Vermutung, die Passwörter könnten aus der Zeit vor der OAuth-Einführung stammen, halte ich für nicht stichhaltig: auch solche Daten müssten ein gültiges Benutzername/Passwort-Paar ergeben.

3. Vermutlich wurde eine andere Website gehackt, und das sind deren Nutzerdaten.

4. Die Website dürfte in Brasilien heimisch sein und entwas mit Sex, Porno und/oder Gay zu tun haben.

5. Die Website selbst dürfte (mehrfach?) Opfer von Spambot-Attacken geworden sein, die massenweise Fake-Accounts anlegten.

6. Die vorliegende Tabelle könnte eine Art Vorfilter darstellen, vielleicht als Teil eines zweistufigen verteilten Systems: wenn der Webserver keinen Kontakt zur Datenbank hat, speichert er die Daten ohne Prüfung, um sie später mit dem DB-Server abzugleichen. Somit hätten wir hier nicht-verifizierte Konten vorliegen.

7. Das Szenario aus 6. würde auch erklären, wie sie in die Hände der Hacker gelangt sind, nämlich bei der Übertragung auf den Backend-Server.

8. Der Punkt 7. ist natürlich nicht zwingend - aufgrund der schlampigen Datenerfassung kann man auf mangelndes technisches Know-how der Seitenbetreibers schliessen, ein Leck könnte also überall aufgetreten sein.

9. Möglicherweise sind Twitter-Konten dennoch betroffen, und zwar in den Fällen, in denen echte Benutzer aus dieser Datenbank die gleichen Nutzerdaten für ihre Twitteranmeldung verwenden.

Sonntag, 6. Mai 2012

Frust

Nur um mir ein bißchen Luft zu machen.

Ich war die letzte Zeit ganz gut im Training und wollte mit dem Trainingsplan für den Marathon starten. Die Idee war, relativ "normal" zu trainieren, zwar immer mit dem Blick auf Puls und generell auf Herz und Kreislauf zu achten, aber doch so, daß ich mein Ziel erreichen kann: endlich den Marathon unter vier Stunden. Am 29. Juni habe ich wieder einen Termin in der Uniklinik, und wenn das Training sich negativ auf mein Herz auswirken sollte, dann dürfte man es da sehen. Um es richtig zu machen, habe ich Mathias und Anke von MyGoal kontaktiert. Zusammen haben wir die Rahmenbedingungen abgeklärt, und ich bekam meinen persönlichen, auf mich zugeschnittenen Trainingsplan. Beginn des Trainings war der erste Mai.

Dummerweise kam ich nicht dazu. Meine Tochter Marie verführte mich schon vor ein paar Wochen dazu, Inline Skater zu lernen. Ich hatte das schon ein paarmal versucht, war aber nie besonders hinterher gewesen, aber jetzt bot sich das an als Alternativsportart an, die ich anstatt des Laufens zwischen den Laufeinheiten betreiben soll. Zwar hatte Mathias Bedenken geäußert, er fand sie verletzungsanfällig, aber ich dachte, bei den langsamen Geschwindigkeiten, die ich fahre, würde schon nichts passieren. Ich zog auch meine Schützer brav an, und letzten Samstag ging es wieder los.

Ich kann nicht genau sagen, wie es passiert is, aber irgendwie habe ich das Gleichgewicht verloren. Anstatt vernünftigerweise kontrolliert nach vorne zu fallen, versuchte ich reflexartig, den Fall zu verhindern, und es kam, wie es kommen mußte: ich fiel irgendwie verrenkt und völlig unkontrolliert. Ich habe es nicht genau gespürt, aber meine Tochter, die hinter mir herfuhr, sagte mir, ich sei auf beide Knie gefallen; dabei sind meine Beine auseinander gezogen worden. Ich selbst spürte einen ziemlichen Schlag auf den Hintern.

Nach einer Weile stellte ich fest, daß ich gar nicht richtig gehen konnte. Wir waren etwa einen Kilometer von meiner Wohnung entfernt, und ich zog meine Skates aus und ging langsam, sehr langsam barfuß zurück. Ich kam nicht weit, weil es einfach höllisch wehtat, aber glücklicherweise erbarmte sich ein Autofahrer und fuhr mich nach Hause - bzw. bis zu meinem Auto. Ich mußte meine Tochter zum Gesangsunterricht fahren, und Autofahren war irgendwie möglich.

Ich mußte auf meine Tochter warten, fand einen Parkplatz und wollte ein Eis essen. Die Eisdiele war 30, 40 Meter vom Auto entfernt, und ich brauchte bestimmt eine Viertelstunde dahin. Da war mir klar, ich muß zum Krankenhaus. Meine Tochter kam zurück, wir aßen ein Eis, und dann ging es zurück zum Auto. Ich mußte ein Stück buchstäblich kriechen und gab bestimmt ein witziges Bild ab.

Im Krankenhaus wurde ich untersucht, geröntgt, bestastet, usw. Zum Glück habe ich mir nichts gebrochen, nur die Hüfte und eine Wirbel sind geprellt, dazu noch ein paar Schrammen am Ellebogen (wegen denen ich meine Tetanusimpfung auffrischen lassen mußte). Schlimmer aber: ich habe mir einen Muskelfaserriß an einem der Adduktoren im rechten Oberschenkel geholt. Zunächst hieß es, es sei nur eine Zerrung, weil kein Bluterguß zu sehen war, aber der kam am nächsten Tag langsam von innen zum Vorschein, weshalb ich annehme, daß es der m. adductor brevis ist - er ist sozusagen unter dem adductor longus versteckt. Wie dem auch sei, die Auswirkung ist, daß ich selbständig das Bein nicht bewegen kann; auch Auftreten ist schmerzhaft. Daher laufe ich jetzt seit einer Woche an Krücken.

Mittlerweile geht es ein bißchen besser. Liegen und Sitzen sind weitgehend schmerzfrei möglich, was noch vor ein paar Tagen wegen den Prellungen nicht ging. Gehen ist zwar immer noch nicht möglich, aber ich kann es schon mit nur einer Krücke, und dabei belaste ich ganz sanft das rechte Bein. Ich denke, nach ein paar Tagen werde ich wieder ganz ohne Krücken gehen können.

Mein Trainingsplan begann also mit einer langen erzwungenen Pause. Ich weiß nicht, wann ich zum ersten Mal laufen können werde, und daher der Titel dieses Beitrages: momentan schiebe ich einen ziemlichen Frust. Und mich auf Krücken.

Donnerstag, 29. März 2012

Aufschub

Am Montag war ich wieder in der Uniklinik für die anstehende Verlaufskontrolle. Zur Erinnerung: am 20.10. war ich schon dort gewesen, die Prothese meiner Pulmonalklappe hatte sich verengt, und sie mußte per Ballondilatation aufgesprengt werden. Die Verlaufsprognose war nicht besonders gut; da nur die Wirkung bekämpft wurde ohne die Ursache geklärt zu haben, war zu erwarten, daß sich die Klappe wieder verengen würde. Entsprechend angespannt war ich vor dem Arzttermin.

Ich wurde freundlich von der Sekretärin des Oberarztes empfangen (im Vorfeld hatte ich etwas Zickenkrieg mit einer Dame vom Empfang gehabt, die mir partout keinen Termin geben wollte, woraufhin ich mich direkt an den Chef  per Mail wendete - man muß sich durchzusetzen wissen!) und gleich zu der Sonographie-Abteilung gebracht. Nach kurzer Wartezeit kam ich dran, und ich wurde von einem jungen Assistenzarzt untersucht. Er vermaß alle möglichen allgemeinen Herzparameter, prüfte die Funktion meiner Aortenklappe (die ja meine frühere eigene Pulmonalklappe ist - sie funktioniert hervorragend!) und rief zum Ende einen erfahreneren Kollegen, der die Pulmonalklappenprothese begutachten sollte. Dies ist ja anscheinend etwas komplizierter.

Das Ergebnis war positiver als erwartet. Ja, die Klappe hat sich verengt, dies aber doch viel weniger, als man das vielleicht erwartet hätte. Zur Probe durfte ich einige Kniebeugen machen, um das Verhalten bei Belastung zu testen; auch das war einigermaßen zufriedenstellend. Wir wiederholten den Stresstest noch einmal (was ich überhaupt nicht mochte. Ich wäre gern gelaufen, aber Kniebeugen hasse ich wie die Pest!), und der Arzt war zufrieden.

Mit dem Ergebnis der Sonographie wurde ich vom behandelnden Oberarzt zum Gespräch gebeten. Er las sich alles genau durch und sah etwas unschlüssig aus. "Was mache ich jetzt mit Ihnen?" Nun, das war genau, was ich eigentlich von ihm wissen wollte.

Er erklärte mir die Lage. Ich habe eine mittelgradige Stenose, die zwar ernstzunehmen ist, aber keine unmittelbare Gefahr darstellt. Ich habe keine akute Symptomatik (ich berichtete, daß ich immer noch regelmäßig laufe, am Tag davor war ich 20 km gelaufen), also ist die Lage nicht angespannt. Konkret heißt das, daß die Klappe nicht ersetzt werden muß. Evtl. doch in 6 Monaten?

Ich hakte nach. Ich will ja weiterhin regelmäßig Sport treiben, ich möchte einen Marathon laufen und dafür demnächst ins Training einsteigen. Das bedeutet, aus den aktuellen 50 Wochenkilometer werden zwar nicht wesentlich mehr, aber es werden doch andere Einheiten: es kommen kurze, schnelle dazu, und es werden langsame, dafür längere dazukommen.

Der Arzt tat sich schwer mit einer Entscheidung, aber dann fand er einen Kompromiss: ich soll mit dem Marathontraining anfangen und in drei Monaten wiederkommen. Dann wird man sehen, ob die Klappe sich weiter verengt und wie das Herz allgemein auf die Belastung reagiert. Er riet mir nach wie vor zum Betablocker und darauf, meinen Puls im Blick zu haben. Und immer schön auf den Körper hören.

Ich war sehr erleichtert. Ich hatte mich innerlich schon darauf eingestellt, jetzt eine Klappen-OP über mich ergehen lassen zu müssen. Die kommt (vorerst) nicht. Ich habe drei Monate Aufschub für die Entscheidung bekommen.

Und ich darf mit dem Marathontraining beginnen!