Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Dienstag, 30. Oktober 2012

Geschafft! Der 4. Marathon

Alle guten Dinge sind... vier. Jedenfalls wurde mein vierter Versuch endlich gut: ich habe gestern den Frankfurt-Marathon geschafft. Und ich schreibe "endlich" geschafft, denn er war der erste, den ich ohne großartigen Probleme laufen konnte.

Ich hatte schon vor ein paar Wochen beim Vorbereitungstraining gemerkt, daß es gut lief. Ich blieb konstant dabei, spulte mein Programm ab, und wenn etwas dazwischenkam, sorgte ich für adäquaten Ersatz. Ich war ja mit schlechten Voraussetzungen gestartet und mußte einiges aufholen, aber gegen Ende der Trainingsphase fühlte ich mich fit und gut trainiert.

Vor dem Marathon kamen natürlich die üblichen Zweifel, die Frage, warum ich mir das eigentlich antue, die kleinen Empfindlichkeiten an Knöchel, Rücken und sonstwo. Immer wieder auch Kreislaufprobleme, mit denen ich aber mittlerweile gelernt habe zu leben. Aber alles in allem war ich ziemlich sicher, daß ich keine Schwierigkeiten zu erwarten hatte. Jetzt mußte ich den Fehler vermeiden, den ich so oft gemacht habe: zu sicher sein, mich überschätzen, dabei zu schnell starten und am Ende abzufallen.

Dafür habe ich mir eine Strategie ausgedacht, die eigentlich ganz gut war, aber auch etwas ehrgeizig: ich habe mir vorgenommen, mit negativem Split zu laufen, d.h. die zweite Hälfte schneller als die erste. Dazu habe ich jeden einzelnen Kilometer als Intervall auf meiner Uhr eingestellt, mit jeweils 5 Sekunden Spiel: die ersten 21 km in 5:30 minkm (also: 5:28 - 5:32), danach jeweils 5 Sekunden weniger für 5 Kilometer, also km 22-26 mit 5:25, 27-31 mit 5:20, usw. Für die letzten 5 km bedeutete das eine Pace von 5:00 min/km, was zwar nicht übermäßig schnell ist, aber am Ende eines Marathons doch ziemlich anspruchsvoll.

Durch diese Strategie wollte ich zwei Dinge erreichen: erstens, ich konnte mich auf die Uhr verlassen, ich mußte gar nicht befürchten, mich von der Stimmung mitreißen zu lassen: ein Blick auf die Uhr sagte mir, ob ich zu schnell oder zu langsam war. Zweitens, die anspruchsvolle zweite Hälfte nötigte mir den Respekt ab, den ich brauchte um nicht vorher doch schneller zu werden und mein Pulver zu verschießen.

Ich startete doch mit etwas Hektik: erstens waren die Bahnen sehr voll, so daß wir ein bißchen später ankamen, dann mußte ich noch auf Toilette, was mit großen Wartezeiten verbunden war. Daher verpaßte ich Heiko, mit dem ich mich locker verabredet hatte; er hatte einen ähnlichen Trainingsplan und war ungefähr auf dem gleichen Trainingsstand. Wir wollten zusammen laufen, wenigstens den Anfang, und sehen, wie sich dann alles ergab - leider habe ich ihn in der Menschenmenge nicht mehr getroffen. Dafür gleich am Anfang Heidi Schmitt, die eine tolle Arbeit mit ihren pinken Puscheln machte und unermüdlich bis zum bitteren Ende blieb :) Ich lief mein Tempo, traf unterwegs noch auf Markus und Anja Schubath (er unverkennbar in seinem froschgrünen Trikot!) und genoß den Lauf.

Bis zum Halbmarathon sollte ich gleichmäßig laufen, was einigermaßen ging: planmäßig sollte ich den HM nach 1:56:01 passieren, ich erreichte ihn in 1:56:21, also sozusagen eine Sekunde langsamer pro Kilometer. Aber jetzt hieß es eh gleich ein bißchen schneller werden. Es stellte sich heraus, daß mir die Strategie nicht viel half: ich mußte ständig mein Tempo kontrollieren, und an einer Stelle fiel die GPS-Messung aus, so daß ich nach Gefühl laufen mußte und prompt viel zu schnell wurde. Außerdem waren die Trinkpausen gar nicht mit einberechnet, so daß ich das unbeschwerte Gefühl der ersten Hälfte verlor.

Ich ließ ab km 35 also den Plan fallen und versuchte nun gleichmäßig zu laufen und Spaß zu haben. Das ging erstaunlich gut, ich konnte schwätzen, ich machte eine Dehnpause (mein rechter Oberschenkel, wo ich den Muskelfaserriß hatte, fing an zu zwicken) und nahm Gels (drei Stück insgesamt, das war wirklich super organisiert: an km 25, 30 und 35 gab es an den Verpflegungsstellen auch Gels). An km 36 traf ich noch Nicola, die mich mittels Runtastic gefunden hatte, dann grüßte ich wieder die unermüdliche Heidi Schmitt und lief die letzte Runde durch die Innenstadt. Am Ende konnte ich noch etwas Gas geben, ich überholte einige Läufer und dann war sie da, die letzte Kurve vor der Festhalle. Ich kam völlig happy ins Ziel, mit einem Grinsen im Gesicht und gar nicht so ausgepowert, wie ich das bei den drei anderen Marathons gewesen war.

Ein toller Lauf! So müßte das immer sein: ich schaffte endlich die 4 Stunden (3:54:25), ich konnte die Zeit während des Laufs genießen, und am Ende ging es mir gut. Ich glaube, die Bilder vom Zieleinlauf zeigen mich mitten im Runner´s High :)

Heute habe ich meinem Kardiologen über seine Sekretärin die Ergebnisse gemailt und mich bei ihm bedankt. Es war nicht zuletzt auch seine gute Betreuung, die mir den Marathon ermöglicht hat; Mitte des Jahres hätte ich daran gar nicht geglaubt.