Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Donnerstag, 29. März 2012

Aufschub

Am Montag war ich wieder in der Uniklinik für die anstehende Verlaufskontrolle. Zur Erinnerung: am 20.10. war ich schon dort gewesen, die Prothese meiner Pulmonalklappe hatte sich verengt, und sie mußte per Ballondilatation aufgesprengt werden. Die Verlaufsprognose war nicht besonders gut; da nur die Wirkung bekämpft wurde ohne die Ursache geklärt zu haben, war zu erwarten, daß sich die Klappe wieder verengen würde. Entsprechend angespannt war ich vor dem Arzttermin.

Ich wurde freundlich von der Sekretärin des Oberarztes empfangen (im Vorfeld hatte ich etwas Zickenkrieg mit einer Dame vom Empfang gehabt, die mir partout keinen Termin geben wollte, woraufhin ich mich direkt an den Chef  per Mail wendete - man muß sich durchzusetzen wissen!) und gleich zu der Sonographie-Abteilung gebracht. Nach kurzer Wartezeit kam ich dran, und ich wurde von einem jungen Assistenzarzt untersucht. Er vermaß alle möglichen allgemeinen Herzparameter, prüfte die Funktion meiner Aortenklappe (die ja meine frühere eigene Pulmonalklappe ist - sie funktioniert hervorragend!) und rief zum Ende einen erfahreneren Kollegen, der die Pulmonalklappenprothese begutachten sollte. Dies ist ja anscheinend etwas komplizierter.

Das Ergebnis war positiver als erwartet. Ja, die Klappe hat sich verengt, dies aber doch viel weniger, als man das vielleicht erwartet hätte. Zur Probe durfte ich einige Kniebeugen machen, um das Verhalten bei Belastung zu testen; auch das war einigermaßen zufriedenstellend. Wir wiederholten den Stresstest noch einmal (was ich überhaupt nicht mochte. Ich wäre gern gelaufen, aber Kniebeugen hasse ich wie die Pest!), und der Arzt war zufrieden.

Mit dem Ergebnis der Sonographie wurde ich vom behandelnden Oberarzt zum Gespräch gebeten. Er las sich alles genau durch und sah etwas unschlüssig aus. "Was mache ich jetzt mit Ihnen?" Nun, das war genau, was ich eigentlich von ihm wissen wollte.

Er erklärte mir die Lage. Ich habe eine mittelgradige Stenose, die zwar ernstzunehmen ist, aber keine unmittelbare Gefahr darstellt. Ich habe keine akute Symptomatik (ich berichtete, daß ich immer noch regelmäßig laufe, am Tag davor war ich 20 km gelaufen), also ist die Lage nicht angespannt. Konkret heißt das, daß die Klappe nicht ersetzt werden muß. Evtl. doch in 6 Monaten?

Ich hakte nach. Ich will ja weiterhin regelmäßig Sport treiben, ich möchte einen Marathon laufen und dafür demnächst ins Training einsteigen. Das bedeutet, aus den aktuellen 50 Wochenkilometer werden zwar nicht wesentlich mehr, aber es werden doch andere Einheiten: es kommen kurze, schnelle dazu, und es werden langsame, dafür längere dazukommen.

Der Arzt tat sich schwer mit einer Entscheidung, aber dann fand er einen Kompromiss: ich soll mit dem Marathontraining anfangen und in drei Monaten wiederkommen. Dann wird man sehen, ob die Klappe sich weiter verengt und wie das Herz allgemein auf die Belastung reagiert. Er riet mir nach wie vor zum Betablocker und darauf, meinen Puls im Blick zu haben. Und immer schön auf den Körper hören.

Ich war sehr erleichtert. Ich hatte mich innerlich schon darauf eingestellt, jetzt eine Klappen-OP über mich ergehen lassen zu müssen. Die kommt (vorerst) nicht. Ich habe drei Monate Aufschub für die Entscheidung bekommen.

Und ich darf mit dem Marathontraining beginnen!

5 Kommentare:

Lutz Balschuweit hat gesagt…

Du hast es an der Klappe und mir wird schwindelig vor Angst beim Lesen.

Ich drück Dir die Daumen, dass auch in drei Monaten alle OK ist und bleibt.

Blumenmond hat gesagt…

José, das sind ja erstmal gute Nachrichten. Meine Daumen sind weiterhin gedrückt.

José hat gesagt…

Danke, Lutz! Angst braucht es nicht, ist ja gerade alles in Ordnung :)

Vielen Dank, Blumenmond - sorry, aber das wird dann langsam zum Dauerzustand. Alles Gute Deinen Daumen!

Liz hat gesagt…

Ich würde sagen Du gehst genau richtig damit um. Aufpassen aber sich nicht scheckig machen. Drück die Daumen das die Klappe weiterhin gut hält!

José hat gesagt…

Ausnahmsweise wünscht sich jemand nicht, daß ich meine Klappe halte, sondern daß sie es selber tut :)