Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Samstag, 8. Mai 2010

Laufen. Und die Wunderwelt des Suedens


Heute bin ich gelaufen, zum ersten Mal in Buenos Aires. Es war wunderschoenes, wenn auch kuehles Wetter, und ich lief durch mein altes Viertel in Richtung Flussufer, bis zum Yachthafen bei Olivos, und zurueck. Sehr nett, obwohl es nur auf Strasse war (es gibt keine Parks in der Naehe, wo ich haette laufen koennen). Fuer 9,2km brauchte ich etwa eine Stunde.

Wenn man sich die Strecke anschaut, sieht man, dass ich an der Residenz der Praesidentin vorbeigelaufen bin. Dort, in deren unmittelbaren Naehe, war vor etwa 30Jahren ein etwa 20 Stockwerke hohes Haus gebaut worden, das nicht fertiggestellt werden konnte: der Bau waere doch zu nah an die Residenz, so wurde kolportiert, und man fuerchtete Attentate. Ich weiss nicht, ob die Begruendung stimmt, aber das Hochhaus stand Jahre, Jahrzehnte im Rohbauzustand dort, und ich war jetzt neugierig, ob das Problem wohl mittlerweile geloest sei.
Das problem ist geloest, auf argentinisch: die oberen Stockwerke wurden mittlerweile abgetragen. Geblieben sind die unteren 5 oder 6, die wohl nicht als bedrohlich empfunden werden. Sie sind aber noch im Rohbau.

Ein sehr witziges Beispiel einer zu erfolgreichen Kampagne habe ich gestern in der Zeitung entdeckt. Das neue Umweltbewusstsein demonstrierend, beschloss die Stadt Buenos Aires, Altbatterien einzusammeln. Das wurde stark beworben und hatte einen durchschlagenden Erfolg, was beweist, dass die Porteños schon koennen, wenn man sie laesst. Jedenfalls wurden in den letzten 8 Monaten containerweise Batterien eingesammelt, die nun langsam irgendwo entsorgt werden mussten. Das erweist sich aber mangels geeigneter Deponieplaetze als schwierig. Ein angestrebter Vertrag mit einer Deponiefirma in der angrenzenden Provinz Buenos Aires, also ausserhalb des autonomen Stadtgebiets, wurde prompt von der Provinzregierung einkassiert: wenn die Stadt ihre Batterien entsorgen wolle, solle sie doch entsprechenden Platz schaffen. Daraufhin beeilte sich die verantwortliche Beamtin, die jene Kampagne ins Leben gerufen hatte, zu behaupten: das sei ja kein gefaehrlicher Muell, sondern nur "potentiell gesundheisschaedigend".

Ich habe frueher die Zeitung von hinten nach vorn gelesen, weil dort die Witzseite war, und ich wollte was zum Lachen haben. Heute brauche ich die Seite nicht, es geht auch so!

Beim letzten Hagel-Unwetter vor ein paar Wochen sind viele Dachziegel beschaedigt worden. Auch bei meiner Mutter gingen etwa 150 zu Bruch. Nun ist die Nachfrage danach derart gestiegen, dass man sie gar nicht bekommt, oder wenn, dann zum 5- bis 10fachen Preis. Gestern rief der Dachdecker an: er haette welche bekommen, allerdings gebraucht - von einem Dachabriss. Die Preise: genauso ueberteuert, als waeren sie neu.
Ich habe mich also auf die Suche gemacht. Bei Mercado Libre, dem hiesigen eBay-Pendant, bin ich fuendig geworden. Ich habe sie "nur" zum 3fachen Preis bekommen, auch von einem Abriss. Fuer 120 Pesos bekomme ich sie von ihm sogar nach Hause geliefert. Da bin ich froh, ich sah mich schon beim Verladen, denn unser Dachdecker hatte fuers Abholen "unserer" Ziegeln keien Zeit - vermutlich war er beleidigt, dass ich nicht "seine" genommen habe.

1 Kommentar:

Bempi hat gesagt…

Also, zum Thema „es gibt keine Parks in der Naehe, wo ich haette laufen koennen...“ hätte ich da eine Empfehlung: Die ehemalige Mülldeponien am Flußufer entlang sind zur Uferpromenade (Paseo de la Costa) umfunktioniert worden. Das einzig Störende ist dabei der Gestank aus den in den Fluß direkt abgeleiteten Kanalisationen, aber die Promenade ist dennoch recht schön. Einfach mit dem 161 die Av. San Martín runterfahren, dann geradeaus gehen bis zum Fluss und Voilà, mehrere Kilometer zum Laufen geeignete Wege ohne Straßenverkehr. Probiers mal aus und erzähl mal… Viel Spaß und Grüße aus dem ebenfalls etwas kühlen Hamburg,

dein Brüderchen