Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Sonntag, 6. Mai 2012

Frust

Nur um mir ein bißchen Luft zu machen.

Ich war die letzte Zeit ganz gut im Training und wollte mit dem Trainingsplan für den Marathon starten. Die Idee war, relativ "normal" zu trainieren, zwar immer mit dem Blick auf Puls und generell auf Herz und Kreislauf zu achten, aber doch so, daß ich mein Ziel erreichen kann: endlich den Marathon unter vier Stunden. Am 29. Juni habe ich wieder einen Termin in der Uniklinik, und wenn das Training sich negativ auf mein Herz auswirken sollte, dann dürfte man es da sehen. Um es richtig zu machen, habe ich Mathias und Anke von MyGoal kontaktiert. Zusammen haben wir die Rahmenbedingungen abgeklärt, und ich bekam meinen persönlichen, auf mich zugeschnittenen Trainingsplan. Beginn des Trainings war der erste Mai.

Dummerweise kam ich nicht dazu. Meine Tochter Marie verführte mich schon vor ein paar Wochen dazu, Inline Skater zu lernen. Ich hatte das schon ein paarmal versucht, war aber nie besonders hinterher gewesen, aber jetzt bot sich das an als Alternativsportart an, die ich anstatt des Laufens zwischen den Laufeinheiten betreiben soll. Zwar hatte Mathias Bedenken geäußert, er fand sie verletzungsanfällig, aber ich dachte, bei den langsamen Geschwindigkeiten, die ich fahre, würde schon nichts passieren. Ich zog auch meine Schützer brav an, und letzten Samstag ging es wieder los.

Ich kann nicht genau sagen, wie es passiert is, aber irgendwie habe ich das Gleichgewicht verloren. Anstatt vernünftigerweise kontrolliert nach vorne zu fallen, versuchte ich reflexartig, den Fall zu verhindern, und es kam, wie es kommen mußte: ich fiel irgendwie verrenkt und völlig unkontrolliert. Ich habe es nicht genau gespürt, aber meine Tochter, die hinter mir herfuhr, sagte mir, ich sei auf beide Knie gefallen; dabei sind meine Beine auseinander gezogen worden. Ich selbst spürte einen ziemlichen Schlag auf den Hintern.

Nach einer Weile stellte ich fest, daß ich gar nicht richtig gehen konnte. Wir waren etwa einen Kilometer von meiner Wohnung entfernt, und ich zog meine Skates aus und ging langsam, sehr langsam barfuß zurück. Ich kam nicht weit, weil es einfach höllisch wehtat, aber glücklicherweise erbarmte sich ein Autofahrer und fuhr mich nach Hause - bzw. bis zu meinem Auto. Ich mußte meine Tochter zum Gesangsunterricht fahren, und Autofahren war irgendwie möglich.

Ich mußte auf meine Tochter warten, fand einen Parkplatz und wollte ein Eis essen. Die Eisdiele war 30, 40 Meter vom Auto entfernt, und ich brauchte bestimmt eine Viertelstunde dahin. Da war mir klar, ich muß zum Krankenhaus. Meine Tochter kam zurück, wir aßen ein Eis, und dann ging es zurück zum Auto. Ich mußte ein Stück buchstäblich kriechen und gab bestimmt ein witziges Bild ab.

Im Krankenhaus wurde ich untersucht, geröntgt, bestastet, usw. Zum Glück habe ich mir nichts gebrochen, nur die Hüfte und eine Wirbel sind geprellt, dazu noch ein paar Schrammen am Ellebogen (wegen denen ich meine Tetanusimpfung auffrischen lassen mußte). Schlimmer aber: ich habe mir einen Muskelfaserriß an einem der Adduktoren im rechten Oberschenkel geholt. Zunächst hieß es, es sei nur eine Zerrung, weil kein Bluterguß zu sehen war, aber der kam am nächsten Tag langsam von innen zum Vorschein, weshalb ich annehme, daß es der m. adductor brevis ist - er ist sozusagen unter dem adductor longus versteckt. Wie dem auch sei, die Auswirkung ist, daß ich selbständig das Bein nicht bewegen kann; auch Auftreten ist schmerzhaft. Daher laufe ich jetzt seit einer Woche an Krücken.

Mittlerweile geht es ein bißchen besser. Liegen und Sitzen sind weitgehend schmerzfrei möglich, was noch vor ein paar Tagen wegen den Prellungen nicht ging. Gehen ist zwar immer noch nicht möglich, aber ich kann es schon mit nur einer Krücke, und dabei belaste ich ganz sanft das rechte Bein. Ich denke, nach ein paar Tagen werde ich wieder ganz ohne Krücken gehen können.

Mein Trainingsplan begann also mit einer langen erzwungenen Pause. Ich weiß nicht, wann ich zum ersten Mal laufen können werde, und daher der Titel dieses Beitrages: momentan schiebe ich einen ziemlichen Frust. Und mich auf Krücken.

2 Kommentare:

Jana hat gesagt…

Hallo José,

Muskelfaserriss im Aduktor? Kenne ich leider, hatte ich 2003 im Herbst und müsse meinen ersten Marathon (geplant Frühjahr 2004) um ein Jahr verschieben. Bei mir waren es beide Aduktoren im linken Oberschenkel direkt am Ansatz. Ich habe damals 4 Wochen lang jeden zweiten Tag Ultraschall-Therapie gemacht und später beim Laufen ca. drei Monate eine Oberschenkelbandage zwecks Stützung getragen.
Das mit der Bandage ist vielleicht 'ne Option für Dich damit Du schneller wieder starten kannst.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir schnelle und gute Besserung.
Ciao Jana

José hat gesagt…

Ein Jahr? Mach mich nicht fertig! Aber das mit der Bandage klingt nach einer guten Möglichkeit.