Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Freitag, 25. Juli 2008

Neues aus der Ärztefront, Teil 234,5

Gestern war ich in der Bad Homburger Hochtaunusklinik, um eine MRT meines Herzens machen zu lassen. Anlaß war ein Kreislaufkollaps am 12. Juni gewesen; bei der damals durchgeführten Untersuchung sah es so aus, als wäre meine Pulmonalklappe verengt, was aber im Ultraschall nicht direkt zu sehen war, weshalb die MRT angeraten war.

So eine MRT ist relativ unangenehm. Es gibt Menschen, die sich davor fürchten, in die enge Röhre gesteckt zu werden; mir ging es zwar nicht so, aber schön war das nicht. Zudem ist das Ganze trotz den schützenden Kopfhörern ziemlich laut und, was für mich am unangenehmsten war, man muß ziemlich lange still liegen. Mir schliefen zum Teil die Hände ein.

Am Ende standen aber die Ergebnisse der Untersuchung fest: mehrere Bildreihen, aus verschiedenen Richtungen aufgenommen, die ziemlich detailliert Auskunft über Zustand und Funktion der Herzklappen und des Herzens generell geben; die Reihen lassen sich dann im Viewer als Video darstellen, was sehr beeindruckend aussieht.

Ich hatte das Gefühl, daß die Ärzte sich sehr darüber freuten, einen Patienten wie mich zu haben, weil meine Herz-OP doch relativ selten ist. In der Tat war es so, daß ein Arzt aus Gießen zur Stelle war, der sich das Ganze mit Interesse anschaute; er und sein Team führen diese Operation etwa zweimal wöchentlich durch, allerdings an Kindern, und es war wohl was Besonderes, einen operierten Erwachsenen beobachten zu können. Ich wurde dort also ganz freundlich empfangen, und man beantwortete alle meine Fragen ausführlich.

Ausschlaggebend für den Verdacht auf eine verengte Klappe war gewesen, daß die Herzwand meiner rechten Kammer etwas dicker war als normal; das deutete darauf hin, daß sie einer erhöhten Belastung ausgesetzt war, und da sie ein Muskel ist, wird sie dabei dicker. Ursache könnte erhöhter Lungendruck sein oder eben eine verengte Pulmonalklappe. Der Sport schied als Ursache aus, weil dann das Phänomen bei beiden Kammern aufgetreten wäre. Und tatsächlich: nach einer groben Messung stellte es sich heraus, daß meine Pulmonalklappe um etwa ein Viertel bis ein Drittel enger ist, als sie sollte. Der genaue Befund steht noch aus, aber mir wurde die Stelle gezeigt; man sieht deutlich, daß das Blut beim Passieren der Engstelle viel schneller fließt, und im Vergleich zur daneben sichtbaren Aorta ist sie deutlich kleiner. Der Durchmesser von Pulmonal- und Aortenklappe sollte normalerweise etwa gleich sein (meine Aortenklappe ist ja nach der Ross-Operation meine ehemalige Pulmonalklappe). Verengt ist also meine biologische Prothese.

Die Frage ist und bleibt zu klären, ob das schon von Anfang an so war (ich hatte bisher noch keine MRT, so daß man es nicht mit Sicherheit sagen kann), oder ob die Verengung nachträglich stattgefunden hat. Wenn letzteres, dann muß abgeklärt werden, ob die Verengung weiter fortschreitet; ich werde also in sechs Monaten nochmal in die Röhre schauen müssen. Das macht mir schon ein wenig Sorgen: die OP ist erst zweieinhalb Jahre her, und wenn ich mich daran erinnere, wie schnell die Verengung meiner ursprünglichen Aortenklappe ging, dann kann es durchaus sein, daß ich eine zweite Klappen-Operation über mich ergehen lassen werde.

Ansonsten ist der Befund nicht weiter besorgniserregend; bis auf die dickere Herzwand habe ich keine Komplikationen zu erwarten. Die Aortenklappe funktioniert einwandfrei, und eine kleine Undichtigkeit der Trikuspidalklappe ist praktisch ohne Bedeutung. Laufen, auch einen Marathon, kann ich damit ausdrücklich, nur Kraftsportarten soll ich meiden. Der untersuchende Arzt war selbst Marathonläufer und ist in Frankfurt schon gelaufen, also fühlte ich mich dort verstanden :)

Am besten gefiel mir die Reaktion meines Chefs: ich kam von der Klinik zur Arbeit und erzählte, wie es mir ergangen war, und er meinte: "Moment mal, du brauchst eine neue Klappe? Macht nichts, du hast doch noch Garantie drauf!"

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Ich höre gerade: Jorge Drexler - De amor y de casualidad
via FoxyTunes

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