Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Freitag, 21. September 2007

Langer Lauf und 1000 durch!

Heute habe ich meinen Plan verwirklicht, den ich schon mal vorgehabt hatte: ich bin morgens mit der Bahn zur Arbeit gefahren und abends zurückgelaufen. Luftlinie sind das etwa 15 km, es gibt eine ganz gute Fahrradstrecke von 16,5, aber meine bevorzugte, landschaftlich reizvolle Strecke zieht sich an den Flüssen entlang und ist über 20 km lang.

Heute war der Tag besonders dafür geeignet. Es war schönstes Herbstwetter, wolkenlos, kühl und leicht windig. Ich lief kurz nach 5 in Köppern los, am Waldrand bis zum Erlenbach, dann ab in den Wald. Nach einer sehr schönen Waldstrecke eine kurze Durchquerung des Industriegebiets in Friedrichsdorf und dann auch noch über die A5 - nun ja, wir sind im Rhein-Main-Gebiet. Aber dann kommt das liebliche Burgholzhausen, und ab da geht es schön am Erlenbach entlang, vorbei an streng riechenden Bauernhöfen bis Ober Erlenbach. Früher habe ich das gar nicht wahrgenommen, weil ich hier mit dem Fahrrad durgerast bin, aber von hier aus gibt es eine unglaubliche Sicht auf den Taunus und das vorgelagerte Seulberg.

In Ober Erlenbach gibt es zunächst ein wenig reizvolles Industriegebiet (hier haben sich inzwischen Biker breitgemacht, es gibt einen neuen Treffpunkt, davor parken aufgemotzte, breitgereifte Motorräder mit Metallschädeln und Hartledersättel, während ihre kahlgeschorene, breitschultrige Besitzer daneben stehen und mürrisch dreinschauen). Danach überquere ich den Erlenbach und laufe an Apfelhainen und Sportstätten vorbei in den Ort, durch den Ort und wieder heraus. Dahinter wird es etwas hügeliger, und ich verlasse den Erlenbach in Richtung Westen, um den Hügel zu bezwingen, der sich zwischen Erlenbach und Eschbach zieht.

Dort oben ist das Licht schon etwas gelber, aber man kann überallhin schauen: der Taunus ist natürlich zu sehen, die Hochhäuserkulisse Frankfurts, der Odenwald mit dem Katzenbuckel im Hintergrund, sogar das Kohlekraftwerk in Großkrotzenburg, das ja direkt an Bayern angrenzt, ist zu sehen. Aber ich muß ja weiterlaufen, ich überquere noch eine Straße und komme an einem Hundeverein vorbei. Dort frage ich nach einem Glas Wasser, aber anscheinend ist die Trinkwasserversorgung da nicht so besonders, und ich bekomme kurzerhand ein Fläschchen Mineralwasser von einer der anwesenden Damen ausgehändigt - sehr nett. Die Frage, woher ich komme ("Was? Aus Köppern?") löst genauso wie die Frage, wohin ich noch muß ("Oje, nach Eschersheim!") Bedauern aus. Lediglich eine der Anwesenden nimmt das cool auf: sie ist letzte Woche in Neu Isenburg einen Halbmarathon gelaufen, 2:07 Stunden.

Ich bedanke mich mit dem Gegenangebot ("Wenn Sie mal in Eschersheim sind, da hab ich Wasser für Sie") und laufe weiter Richtung Eschbach, nehme dann den Weg, der parallel zu ihm verläuft, bis der in Harheim in die Nidda einfließt. Von hier aus sind das ziemlich genau 7 km bis nach Hause, dann habe ich es geschafft. Die Sonne ist jetzt ganz tief und rot gefärbt, langsam wird es auch kühl, zumal ich ziemlich naß geschwitzt bin. Ich laufe und laufe, es fühlt sich ganz gut an, bloß die tauben Stellen werden mehr. Am Ende will ich gar nicht mehr, ich spüre einen ganz starken Widerwillen, aber andererseits denke ich, ich habe doch auch einen ganz starken Willen - wer ist hier der Chef? Und so zwinge ich mich, bis zum letzten Meter nach Hause zu laufen.

Das waren exakt 23 km in 2:32 Stunden. Und: damit habe ich die 1000er Marke überschritten (bin nämlich bei 1018)!

Ich habe mittlerweile ganz klar herausgefunden, daß das Kribbeln in den Fingern und Füßen, das ich schon früher gefühlt hatte, als Nebenwirkung des Migränemedikament auftreten; das steht auch auf dem Beipackzettel, und ich hoffte und hoffe noch, daß das nur in der Einführungsphase so ist. Nur ist das so, daß ich heute gemerkt habe, daß es bei starker körperlicher Belastung schlimmer wird. Nicht nur die Fingerkuppen, sondern die ganze Hand und Teile der Unterarme waren taub; nicht nur die Füße, sondern fast bis zum Knie. Ich hatte oft ein Kribbeln in der Zunge gespürt, was heute sich fast durch das ganze Gesicht zog, und zum Teil hatte ich richtig Bedenken, daß ich nicht umkippe - ich dachte, wenn Du jetzt umfällst, stehst Du nicht so schnell wieder auf. Zum Glück bin ich am Montag wieder beim Neurologen, dem kann ich das alles auseinandersetzen.

So habe ich gemischte Gefühle bei der Bewertung dieses Laufs. Sportlich gesehen würde ich ihn als Erfolg betrachten, vom Erlebnis sowieso, bloß diese Sache mit dem Kribbeln macht mir Sorge. Mein Knöchel hat das Ganze übrigens ganz gut überstanden, er tut schon weh, aber nicht übermäßig, mal sehen, wie er sich morgen anfühlt. Ich glaube aber, daß ich morgen sowieso einen ziemlichen Muskelkater haben werde...

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