Von der Herzoperation Silvester 2005 zum Marathon Oktober 2007

Sonntag, 28. Oktober 2007

I did it - mein erster Marathon

Heute war es soweit: ich bin meinen ersten Marathon gelaufen. Mein Ziel war nur, anzukommen, da ich nicht so genau wußte, was mich erwartete; "inoffiziell" hatte ich aber schon klarere Vorstellungen: ich wollte einen 6er Schritt durchziehen und, ein bißchen Luft dazugegeben, mir eine Zielzeit von 4:20 Stunden vorgenommen. Außerdem natürlich Runner's High, tolle Erlebnisse, schöne Atmosphäre und Erinnerungen für meine Enkelkinder.

Das Wetter war optimal: zum Flanieren etwas kühl, aber zum Laufen genau richtig, war es bewölkt bei etwa 8 Grad und praktisch ohne Wind. Die Atmosphäre war in der Tat ganz toll, es waren überall Menschen dort, die uns Läufer anfeuerten, Stände mit Musik und Animation, kleine Trommlergruppen, Blaskapellen, und und und. Die tollen Erlebnisse hatte ich auch, selbst den Runner's High phasenweise, aber alles wurde doch davon getrübt, daß es mir beim Laufen gar nicht so gut ging wie erwartet.

Die ersten 15, 16 Kilometer lief ich planmäßig im 6er Schritt, wie ein Uhrwerk - und das ohne Hilfsmittel, denn den Forerunner hatte ich in der Tasche gelassen, weil der bei der dichten Bewölkung keine Chance gehabt hätte. Ich merkte mir einfach die Zeiten beim Durchlaufen der Kilometer, die ja alle einzeln markiert waren.

Danach merkte ich, daß meine Blase etwas gereizt war. Ich hatte eigentlich genug getrunken, aber plötzlich mußte ich alle Nase lang. Irgendwann hatte ich dann Blut im Urin, und das wurde nicht besser, sondern schlechter - am Ende kam dickes, dunkles Blut heraus.

Ich überlegte schon aufzugeben, aber andererseits fühlte ich mich fit, sowohl die Beine als auch das Herz und sogar der Knöchel machten bereitwillig mit. Ich vertagte die Entscheidung auf einen Zeitpunkt, an dem das Brennen in der Blase unerträglich würde und lief weiter. An jedem Verpflegungsstand nahm ich zwei, drei Becher Wasser, aber die habe ich nur ausgeschwitzt. Und an jedem zweiten Busch mußte ich eine Pinkelpause einlegen...

Ab Kilometer 28 kam Franziska dazu und lief an meiner Seite bis zum Ende durch. Das war eine große Hilfe, so konnten wir schwätzen, uns über die verkleideten Läufer lustig machen, über Gott und die Welt reden und die Zeit bis zum Ziel leichter verstreichen lassen.

Unterwegs trafen wir jede Menge Leute. Unglaublich, daß sich in einer Menschenmenge von 250.000 Zuschauern tatsächlich bekannte Gesichter finden. Meine Tochter und Jörgs Familie, der mitgelaufen ist, waren zusammen und trafen uns sogar an mehreren Punkten; Marie hatte mir ein Schild gemalt ("Papa hau rein du bist der Beste!") und erntete neidvolle Blicke von etlichen anderen Vätern :) Mein Laufkollege Akki war mit seiner Familie da um anzufeuern (und hat das Foto mit seinem Handy geschossen), die Klassenlehrerin von meinem Sohn, und natürlich Freunde, mit denen wir uns an verschiedenen Punkten verabredet hatten: Andreas, Birgit, Elke und Lothar.

Die letzten 3 Kilometer waren die reinste Qual, aber ich biß mich trotzdem durch - hier aufzugeben wäre die größere gewesen. Ich sah es auch nicht ein, der erste größere Lauf, bei dem sich mein Vorhofflimmern gar nicht einstellte, und da sollte ich wegen der Blase abbrechen? Die Zielgerade war in Sicht, da mußte dann Franziska mich verlassen (sie hatte keine Startnummer und wurde freundlich, aber bestimmt von einem Helfer verwiesen), und dann war es geschafft: der Zieleinlauf in die Festhalle mit Musik, Licht- und Lasershow über den roten Teppich, während mein Name und Zielzeit angesagt wurde, Runner's High!

Dahinter wartete Petra auf mich, die den Marathon als Staffelteilnehmerin mitgemacht hatte und mit der ich ein paarmal an der Nidda gelaufen bin. Sie hatte extra auf mich gewartet, weil sie wußte, daß in diesem Bereich nur Läufer stehen konnten; wir fielen uns gleich in die Arme und setzten uns auf die erstbeste Sitzgelegenheit (das war eine Trage vom Roten Kreuz - ein Sanitäter kam dann besorgt und fragte nach, ob mit mir alles in Ordnung wäre).

Die Zeit: 04:42:57. So schlimm auch wieder nicht, wenn auch nicht das, was ich mir vorgenommen hatte. Beim nächsten Marathon wird alles besser!

Was war das Problem? Ich habe vorhin etwas gegoogelt: der Fehler war wahrscheinlich die allzu gründliche Vorbereitung. Um möglichst wenig Pausen einlegen zu müssen war ich vor dem Start aufs Klo und hatte die Blase vollständig entleert - das führt dazu, daß die Wände dann aneinanderreiben, wodurch eine Blutung entsteht. Bei mir dauern aufgrund des Marcumar die Blutungen dreimal länger als normal, so daß sich das hier womöglich verstärkt hat.

6 Kommentare:

Uschi M. hat gesagt…

Ich habe heute des öfteren an dich gedacht, wirklich wahr.

Herzlichen Glückwunsch, Marathoni! Ich finde es toll, dass du durchziehst, was du dir vorgenommen hast! Bravo, José!

egal hat gesagt…

Heeey, hexlichen und herz-lichen Glückwunsch!!! Ich bin wahrlich beeindruckt und fühle mich umso mehr als Weichei mit meinem Husten, Schnupfen und Schüttelfrost. Eigentlich hätte ich locker am Strassenrand winken können ;-)
*verneig! und viele krüssileinchens,
Maja

Hase hat gesagt…

Och Mönsch, José.
Ich hätte dir gewünscht, dass dein erster Marathon nicht sowas Blödes und Schmerzhaftes wie Blut im Urin mit sich bringt.
Aber abgesehen davon lief es ja wirklich toll.
Herzlichen Glückwunsch !!!

Und einen ganz besonderen Glückwunsch zu der Zeit, 4:42 ist super, das ist eine ganz besonders schöne Zeit - weißt du, wer haargenau die gleiche Zeit bei ihrem ersten Marathon gelaufen ist - ? ;-)

Blumenmond hat gesagt…

Ich schließe mich Uschi an, ich hab auch öfters an Dich (und Martin) gedacht und arg die Daumen gedrückt, dass alles klappt... hat es ja auch fast.

Allerherzlichste Glückwünsche zum - wenn auch schmerzhaften - Debüt!

Anja

José hat gesagt…

Vielen Dank Euch allen - ja, wenn man es genau betrachtet, habe ich alle meine Ziele erreicht, ich werde meinen Enkelkindern später mal erzählen können: schaut Kinder, diese Medaille habe ich mir mit Schweiß und Blut verdient!

4:42 scheinen tatsächlich eine gute Zeit zu sein für einen Erstling, Hasi :)

Bempi hat gesagt…

Gratulation!! Glückwunsch! Besser hätte es kaum werden können... Ob die Zeit als optimal zu werten wäre ist nicht die Frage. Das Ziel war das Rennen, und es ist geschafft! Hauptsache dein Körper erholt sich und dir geht es gut (ein wenig Sorge verspüre ich schon bei den beschriebenen Strapazen).
Sorry dass ich mich nicht früher gemeldet habe, aber wir haben an dich gedacht. Ich hoffe dass du nach diesem Erfolg etwas entspannen kannst. Alles Gute und herzliche Grüße aus Hamburg,

Bempi (und Mamá)